Risikokompetenz

Risikokompetenz ist die Fähigkeit, auch in Situationen, in denen nicht alle Risiken bekannt sind und berechnet werden können, urteilsfähig zu sein. Bestimmt fällt Ihnen mindestens eine Situation ein, in der Sie auch schon mal etwas entscheiden mussten, obwohl nicht alle Faktoren klar kalkulierbar waren. Woher haben Sie sich dafür die Kraft geholt? Wie haben Sie entschieden? Möglicherweise ist Ihnen das Entscheiden nicht leicht gefallen, evtl. würden Sie es im Rückblick auch anders machen, aber letzten Endes haben Sie entschieden – weil Sie sich Ihre eigene Sicherheit für die Entscheidung geholt haben. Woher kam diese? Aus Ihnen selbst?


Sind wir also alle „aus dem Bauch heraus“ risikokompetent?


Oft ist uns tatsächlich gar nicht bewusst, woher wir diese für uns so wichtige Sicherheit nehmen, welches „Sicherheitsbedürfnis“ wir haben. Und oft klappt das auch gut so. Jedoch: In einer Welt unüberschaubarer Informationsflut und hochkomplexer Zusammenhänge mit immer mehr Optionen wächst auch die Unsicherheit. Die Felsen in der Brandung, an die wir uns klammern können, scheinen immer weniger zu werden. Gesellschaftliche Werte, Vorstellungen und Ideale sind von Bewegung und Freiheitsanspruch geprägt und bieten nur noch wenig Sicherheit.


Ein hoher Anspruch an unsere Risikokompetenz! Denn: Ein guter Umgang mit dieser Unsicherheit und Komplexität, ein guter Umgang mit den vielen Möglichkeiten wird wesentlich, um in unserer Welt handlungsfähig zu bleiben. Die Form von Urteilsfähigkeit, die wir dafür benötigen, lohnt es sich genauer anzusehen. Je mehr und besser wir verstehen, wie ich und andere entscheiden, welche Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen ich und andere beim Entscheiden haben, und je transparenter das ist, umso eher sind wir in der Lage, besser mit dieser wachsenden Zumutung umzugehen.


Ein Beispiel.


Stellen Sie sich vor: Sie kommen früh ins Büro, sind noch nicht einmal richtig zur Tür herein. Schon die erste Katastrophenmeldung: Wir können nicht liefern, eine Maschine ist ausgefallen, und es hängt ein enorm wichtiger Neukunde an diesem Auftrag! Auch wenn Sie diese Situation selbst noch nicht erlebt haben, können Sie sich sicherlich den Druck vorstellen. Sie wissen und sind es als „energisch anpackender Typ“ gewohnt: jetzt schnell handeln, zum Hörer greifen, Alternativen suchen, wo Sie noch fertigen lassen können. Jede Minute zählt. Und Sie haben Erfolg: zwar verdoppeln sich die Produktionskosten, aber Sie können den Ausfall abwenden. Sicher, der für die Maschine verantwortliche Techniker sah nach seiner ersten Fehleranalyse eine 70%ige Chance, die Anlage innerhalb von 4 Stunden wieder zum Laufen zu bringen. Aber was, wenn nicht? Und auch der zuständige Key Account Manager meinte zwar, dass die Beziehung zu dem neuen Kunden auf so guter Basis gebaut sei, dass man durchaus erstmal mit ihm reden könnte. Aber würde der Kunde dann doch Nein sagen, hätte man wertvolle Zeit verloren. Sie verantworten die Produktion, also besser das Problem „am Schopfe packen“. Analysieren und daraus lernen muss man auf jeden Fall, aber bitte später.


Zugegeben, diese Situation ist natürlich sehr plakativ beschrieben. Doch sie soll zeigen: Gerade in Stresssituationen verlassen wir uns zu 90% auf die Vorgehensweisen, die unsere Sicherheitsmuster am besten bedienen. Zuviel Besonnenheit und „Gerede“ von anderen kann ich als „Macher“ nicht gebrauchen, wenn ich Entscheidungen treffen muss. Das bedeutet jedoch auch: Wir schränken uns selbst in unseren Handlungsmöglichkeiten und unserer Urteilskraft ein.


Es gibt Situationen, in denen sich „Tiefergehen“ lohnt.


Natürlich werden Sie nicht bei jeder einzelnen Entscheidung zunächst mal bewusst Ihr persönliches „Sicherheitsmuster“ befragen. Das würde Entscheiden auch eher lähmen und umständlich machen. Aber insbesondere Menschen, die in Organisationen Verantwortung tragen, die ihre Bereiche in die Zukunft führen und gestalten wollen, sind gut beraten, sich damit vertieft auseinanderzusetzen. Gerade diese Personen profitieren davon, das eigene Sicherheitsmuster und das von anderen besser zu verstehen. Denn je mehr und besser sie verstehen, welche Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen sie und andere beim Entscheiden haben, und je transparenter sie das machen, desto besser sind sie in der Lage, ihre Aufgaben gut zu meistern.


Wie ist es bei Ihnen? Kennen Sie Ihre „ureigene“ Strategie, mit der Sie Sicherheit beim Entscheiden gewinnen? Um herauszufinden, wie einzelne Personen und auch Teams ihre „Entscheidungsmuster“ gewinnbringend einsetzen können, nutzen wir in unserer Beratungspraxis das Kairos-Entscheiderprofil. Es berücksichtigt die insgesamt 8 Dimensionen des Entscheidungsverhaltens, die in jedem von uns stecken und die wir unterschiedlich ausgeprägt beim Entscheiden anwenden und miteinander vernetzen. Mehr dazu unter kairosprofile.com.