Pornos und kompetente Jugendliche

„Selbstregulierungskompetenz“ ist doch ein schönes Wort. Und erst recht eine erfreuliche Fähigkeit, wenn sie Jugendliche bei ihrem Umgang mit Internet-Pornos beweisen. Das zeigen Gunter Schmidt und Silja Matthiessen in einer Studie, die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung finanziert wurde. Offenbar läßt sich die Jugend nicht von der sexualisierten Bilderwelt beeindrucken, sondern nutzt das Angebot entsprechend den eigenen Vorlieben - oder schützt sich durch Desinteresse.


Dabei haben Jungen und Mädchen offenbar gegenläufige Nutzerprofile: Bei den Jungen dient das offensiv gezeigte Interesse an Pornos in der Peergroup ihrer sich  entwickelnden männlichen Geschlechtsidentität. Individuell bleiben für die Jungen die Pornos das, was sie immer schon waren – Wichsvorlagen. (Wissenschaftlich ausgedrückt: Pornokonsum und Masturbationsfrequenz korrelieren). Dabei sind die Jugendlichen wählerisch und unterscheiden genau zwischen „normal“ erregendem und „pervers-abtörnendem“ Material. Entgegen der sozialpädagogischen Besorgnis behalten viele eine kritische Sicht auf die konventionellen Frauen- und Männerbilder, wie sie Pornos meist zeigen.


Bei Mädchen dagegen stabilisiert die Abgrenzung und das deutliche Desinteresse der Festigung ihrer weiblichen Identität. Sie erleben sie eher als lästig, aber kaum als belastend und sind durch die Bilder wenig beeindruckt.


Was lernen wir Eltern daraus? Am besten stören wir die Jugendlichen nicht bei dem, was sie ohne uns besser können als mit uns. Lernen wir lieber das Wort Selbstregulierungskompetenz auswendig.