Nackte Männer

Vor dem Wiener Leopold-Museum lädt ein überlebensgroßer nackter Mann, Mr. Big, zur Ausstellung „Nackte Männer“ ein. Nachdem ein paar Leute sich aufgeregt haben – vorwiegend muslimische und streng katholische Menschen – und einige Sprayer auf den Plakaten den Genitalbereich geschwärzt haben, betont die schreibende und interviewte Mehrheit mit viel Nachdruck, wie normal das doch sei. Ohne Erektion sei es ja auch nicht obszön. Der Begründungsaufwand spricht nicht dafür. Normales braucht man nicht zu erwähnen.


Deshalb geht die Information durch Wien, daß der überlebensgroße Penis des überlebensgroßen Mannes 29cm lang sei. Beunruhigte Männer können das proportional kleinrechnen.


Aber wenn es einen Schritt weitergeht, wird es nicht mehr als lustig gesehen: Auf den Werbeflächen einer Advertising-Firma zeigten die Aussteller Nacktfotos von Fußballspielen mit  mächtigen Gemächten. Das war denn doch zuviel. Nach massiven Protesten wurden die Photos verbalkt. Der Penis eines anonymen Models geht noch, der persönliche Penis soll sich offenbar nicht zeigen.


Warum nicht? Ich glaube nicht, dass das mit sexueller Verklemmtheit viel zu tun hat. Was soll versteckt werden? Ich vermute, die anatomische Banalität des männlichen Gliedes ist so beschämend, sobald ihre gesellschaftliche Bedeutung weg ist. Wie bei des Kaisers neuen Kleidern: Der hat ja gar nichts an! Das Foto – und es darf kein Gemälde sein, sonst ist es gleich wieder bedeutungsbeladen –beweist: Das ist gar kein Phallus, sondern nur ein Penis.