Der unabhängige Orgasmus

Orgasmusschwierigkeiten von Frauen haben – um den Leidensdruck in eine Schublade zu stecken - schon alle möglichen Erklärungen über sich ergehen lassen müssen: Partnerkonflikte, Persönlichkeitsstörungen, hormonelle Defizite, fehlende anatomische Kenntnisse, ungeschickte Männer, Traumatisierungen usw..  Jetzt hat eine großangelegte Untersuchung an australischen Frauen ergeben: Orgasmusstörungen korrelieren mit – nichts.


Ein Drittel (35%) der Frauen hatte nie oder selten Orgasmus beim Verkehr. Diese Gruppe unterschied sich in keinem der untersuchten Merkmale von den Frauen, die regelmäßig oder immer Orgasmus hatten: Partnerschaftsdauer- und –qualität, Einkommen, Bildung, politische Einstellungen, Persönlichkeit, Partnerzahl, Alter beim ersten Verkehr, sexuelle Fantasien....durchweg Fehlanzeige.


Ein besonderer Reiz der Studie ist, daß es sich um eine Zwillingsstudie handelt (immerhin 1000 Zwillingspaare), so daß auch genetische Effekte errechenbar waren. Dasselbe Ergebnis: kein genetischer Zusammenhang.


Therapeutisch ist das eine frohe Botschaft. Frauen (und TherapeutInnen) können sich die Frage sparen, woher es kommt, daß sie (die Frauen) nie oder selten zum Orgasmus kommen: Es gibt keinen Grund, sondern einfach eine Variation der individuellen Orgasmus-Muster.


Quelle: J Sex Med 2011, 8, 2305-2316