Warum echte Fans sich täuschen
Wenn heute und morgen die DFB-Halbfinal-Kracher zwischen Gladbachern und Frankfurt sowie zwischen Rekordmeister Bayern München und Borussia Dortmund steigen, kann man eines mit Sicherheit voraussagen: Die Fußballfans der rivalisierenden Mannschaften werden dasselbe  Spiel jeweils mit ganz anderen Augen sehen. Das belegt nicht nur die Erfahrung, denn auch Befragungen zeigen, dass Fans nach dem Spiel eine verzerrte Erinnerung zugunsten ihrer eigenen Mannschaft haben. Wieso ist das so?

Um das herauszufinden, haben Forscher der Universität Tübingen und des Leibniz-Institut für Wissensmedien während der Live-Übertragung eines Champions-League Finales die Wahrnehmungsprozesse  der rivalisierenden Fans untersucht. Dazu wurden die Augenbewegungen während des Spiels aufgezeichnet und die Eerinnerung im Anschluss abgefragt. Ergebnis:  Die Wahrnehmungsprozesse glichen sich während des Spiels – die Blickbewegungen waren bei beiden Fangruppen identisch.

Dagegen war die Erinnerung der Fans tatsächlich zugunsten ihrer eigenen Mannschaft voreingenommen, da sie angeblich mehr Spielanteile hatte, das gegnerische Team hatte scheinbar weniger. Da es  bei der Rückerinnerung zu dieser Verzerrung kommt, scheint die  Wahrnehmung selbst verlässlicher zu sein als die Erinnerung, die offenbar den eigenen Konstruktionen aufsitzt.

Carl-Auer-Lieraturtipp:
Fritz B. Simon (Hrsg.): „Vor dem Spiel ist nach dem Spiel – Systemische Aspekte des Fußballs“