Gefangen in der Opferrolle
Was bewegt Menschen, sich freiwillig in eine Opferhaltung zu flüchten, während andere auch nach Schicksalsschlägen scheinbar unbeeindruckt einfach weitermachen? Welche Kräfte verursachen im Verhältnis von Opfer und Retter die Verfestigung der Beziehungsmuster? Was geschieht, wenn der Retter dem Opfer Nachsicht, Verständnis und Mitgefühl entzieht und es zwingt, seine Haltung aufzugeben?

Diesen Fragen geht die SWR 2 Redakteurin Beate Krol in ihrem Feature „Ich armes Opfer! Die perfide Macht der Ohnmacht“ nach. Dabei beobachtet sie nicht nur das Opferverhalten einzelner Personen, sondern rückt das Selbstverständnis ganzer Gruppen ins Bild, die sich als Opfer betrachten. In Gruppen mit einer ausgeprägten Opferidentität ist häufig eine hohe Bereitschaft zur Radikalisierung festzustellen, so die Autorin. Dieses paradoxe Phänomen, im Feature Kränkungswut genannt, enthält politischen Zündstoff, wie der Beitrag im Hinblick auf die Pegida-Bewegung und andere aktuelle Strömungen aufzeigt.

Beate Krols Schlussfrage lautet: Wie kommt es überhaupt dazu, dass Menschen sich in das Drama aus Opfer-,  Retter- oder Täterrolle verstricken? Die Spurensuche führt wie so oft zurück in die Familie.
Carl-Auer Buchtipp:
Jay Haley: „Die Jesus-Strategie – Die Macht der Ohnmächtigen“