Elektrotherapie gegen Depression
Elektroschocks in der Psychiatrie sind seit langem verpönt. Jetzt erleben sie ein ungewöhnliches Comeback in einem Forschungsprojekt unter Federführung des Universitätsklinikums Münster (UKM).

Die Elektrokonvulsionstherapie EKT soll bei schweren Depressionen sehr wirksam sein, allerdings werden die künstlichen Krampfanfälle im Gehirn der Patienten unter Narkose ausgelöst. Auch sonst hat die Behandlung nichts mit den Horrorszenarien aus Filmen wie „Einer flog über das Kuckucksnest“ gemein. Zum Einsatz kommt die Methode erst dann, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind.

„Man muss sich von der Vorstellung lösen, die viele noch aus der Anfangszeit der Elektrokonvulsionstherapie vor Augen haben. Die Therapie ist heute weit weniger invasiv und hat kaum Nebenwirkungen, muss allerdings etwa zwölf Mal erfolgen“, so Oberarzt Prof. Dr. Dr. Udo Dannlowski in einer Pressemitteilung der UKM .

Etwa 70 Prozent der Patienten mit schwerer Depression kann durch Elektrokonvulsionstherapie  geholfen werden, allerdings wussten die Forscher bisher nicht genau, warum dies so ist. Eine These: Die elektrische Stimulation soll das Nervenwachstum im Gehirn verbessern. Die Erfolgschancen der aufwendigen Behandlung werden in Münster vorab mit einem eigens entwickelten Computerprogramm ermittelt, damit die Therapie möglichst nur bei solchen Patienten zur Anwendung kommt, die besonders gut darauf ansprechen. Die Forscher werden die Ergebnisse der Pionierstudie mit gesunden und depressiven Probanden weiter untermauern.

Carl-Auer-Literaturtipps:
Hans Lieb: „Störungsspezifische Systemtherapie – Konzepte und Behandlungen“
Gerhard Dieter Ruf: 
Depression und Dysthymia
Ortwin Meiss: „Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout“