Wenn Konzerne achtsam mit Lego spielen (wollen)?

Unternehmen wie Karstadt, Eon, RWE, Ford, Opel u.a. haben`s zur Zeit nicht leicht. Kosten müssen eingespart werden und Kunden gepflegt, gewonnen oder, wie es so schön heißt, entwickelt werden.


Auf der einen Seite regieren also die Planer und Controller, auf der anderen Seite diejenigen, die das operative Geschäft betreiben. Die Einen kommen mit dem spitzen Bleistift, die Anderen wollen beim Kunden auf dem Schoß sitzen. Aber wie geht Beides zusammen in einem Unternehmen? wird doch der jeweilige Alltag durch eine ganz andere Logik geprägt.


Vergangene Woche erzählte mir ein Manager folgende Geschichte, die wahrscheinlich über so manch anderen Konzern erzählt werden kann. Er hätte ein Kosteneinsparungsprogramm beinah termingerecht beendet. Knapp 90 % der Arbeit sei erledigt. Erfolgreich, wie sich zeigt. Hat er doch bereits vor einigen Wochen dem Controller von den eingeplanten € 45 Mill Projektkosten, € 4 Mill zurückgegeben. Die restlichen (wenigen) Arbeiten sollten bis Februar des folgenden Jahres erledigt sein. Er würde daher einen kleinen Teil des vor langem bewilligtem Projektbudgets ins kommende Jahr rübernehmen.


Dies ginge auf keinen Fall, so der Controller. Das Budget sei nur für dieses Jahr bewilligt. Es gäbe keinen Weg hieran vorbei. Woraufhin der Manager sagte, dann gib mir die € 4 Mill zurück, die ich bereits zurückgegeben habe.


Nein, das ginge überhaupt, so der Controller. Er hätte diese € 4 Mill bereits schon wieder anderweitig verplant.


Ohne diese kleine Rest-Summe kann der Manager aber nicht das Projekt zu einem erfolgreichen Ende bringen.


Beide wollen, nehme ich mal an, dem Wohl des Unternehmens dienen. Beide haben Ihre Aufträge von der Unternehmensleitung. Und Beide handeln entsprechend dieser Beauftragung. Ist sich, so frage ich mich, die Konzernleitung der Auswirkung bewusst, die sie durch diese Art der Beauftragung angetriggert hat? Der Controller will seinen Erledigungs-Haken machen und der Vertriebler den seinigen. Was wird aber aus dem Zusammenspiel dieser beiden doch recht unterschiedlichen Logiken?


In diesem Fall kann eine Lego-Metapher weiterhelfen, um sich das, was in diesen Unternehmen geschieht (geschehen sollte), besser vor Augen zu führen. Die Controller, würden sie mit Lego spielen, würden wahrscheinlich einen schönen Turm oder ein Gebäude bauen. Wenn es fertiggestellt ist, würden sie sich wahrscheinlich darüber freuen, ihn an die Seite stellen und mit den anderen Steinen ein nrurd Gebäude bauen. Undsoweiter.


Der Vertriebler baut ebenso einen Turm oder ein Gebäude, freut sich an seinem Werk, um es dann, kreativ wie er ist, hochheben und auf den Boden fallen zu lassen, im Bemühen anschließend einen noch schöneren Turm bauen zu wollen. Oder aber im Wissen, dass man mit einem Haus statt mit einem Turm vielleicht besser spielen könne.


Nun, im Konzern eigenen Spielzimmer treffen täglich beide Arten von Baumeister aufeinander. Beide spielen miteinander. Beide müssen miteinander spielen.


Und was meinen Sie, wie es in diesem Lego-Spiel-Zimmer bald zugeht? Natürlich ist's ganz schön strubbelig und laut.


Geschäftsführungen brauchen und nutzen diese verschiedenen Logiken. Sie sind sich im Klaren, dass die Menschen es dann vor Ort schon regeln werden. (Manch ein Beraterkollege findet hier ein gutes Auskommen :-) )


Geschäftsführungen kommen auch nicht umhin so und nicht anders vorzugehen. Geschäftsführungen und Unternehmen stehen aber oftmals hilflos bis ohnmächtig den emotionalen und kommunikativen Auswirkungen im Lego-Spiel-Zimmer gegenüber. Es solle doch ruhig und vernünftig zugehen, könnte die unausgesprochene Botschaft der Geschäftsleitung an die Mitarbeiter lauten. Aus dem Hut gezauberte "neue" Unternehmenswerte wie Vertrauen, Offenheit, Achtsamkeit usw. sollen dann erst gar keine erhitzten Gemüter aufkommen lassen.


Wird es aber nicht.


Unternehmen kommen nicht umhin, gerade in solch harten Zeiten wie jetzt, sich auch den emotionalen Logiken zu stellen. Wer Kinder hat(te) weiß wovon die Rede ist. Mit Lego spielen geht nämlich nicht ohne fiebernde Köpfe, strahlende Kinderaugen, schreiende Zerstörungen und Tränen benetzte Kinderwangen.