Schreiverhalten von Babies

Schreiende Babies wurden (mal wieder?) wissenschaftlich untersucht. Den Erkenntnissen entsprechend schreien Babies besonders laut und schrill, wenn sie Schmerzen haben. Ein müdes Baby würde quengeln und dann erst zu schreien anzufangen. Schließlich würde es sich dann die Augen und Nase reiben und zu gähnen zu beginnen. Undsoweiter.


Joachim Bensel, Verhaltensbiologe und Entwicklungsforscher, wird in der aktuellen Ausgabe von "Junge Familie" mit den Ergebnissen seiner Forschung zitiert.  Man könnte meinen, dass solche aktuellen Ergebnisse als neuartig bezeichnet werden könnten. Als neu im Sinne von: "haben wir zuvor nicht gewusst".


Nun, diejenigen von uns, die Kinder haben, wissen das, ohne einen speziellen Eltern-Schrei-Führerschein gemacht zu haben. In der Regel hat es bei den meisten gar nicht lange gedauert, bis man wusste oder zumindest ahnte, warum das eigene Kind schrie. Dient also eine Forschung wie die von Bensel als rückwirkende Bestätigung von Alltagswissen? Nun, darüber könnte man mal nachdenken. Auch wenn es sicherlich genügend vorausgegangene Schrei-Forschung gegeben hat. Ich denke da u.a. an Die Forschung zu Schreibabies usw.


Der Hinweis in "Junge Familie" ist daher nicht durch die Neuartigkeit der Forschungsergebnisse interessant. Vielmehr verstehe ich ihn als Indiz für die sensorisch-relationale Unsicherheit von Eltern. Lassen die Eltern doch zunehmend ein Gespür für ihre eigenen Babies vermissen, den senso-motorischen Ausdruck derselben zu identifizieren um entsprechend hierauf einzugehen. Dabei vermute ich, dass diese Unsicherheit weiterhin wächst. Geht es doch inzwischen nicht nur in der Gesellschaft sondern auch in der Familie um (Höchst) Leistung und Effizienz (-steigerung), wie auch immer das mit Menschen überhaupt gehen kann.


Unterstützende Arbeit mit (werdenden) Eltern setzt sinnvollerweise hieran an, indem Eltern sich sowohl mit ihren eigenen Sinnen (wieder) vertraut machen als auch mit dem senso-motorischen Ausdruck ihrer Kinder. Und einfach mal kürzer treten, um wieder hinschauen und hinhören zu können.