Merkel geborene Murkel

Erstaunlich finde ich die hohe Quote von jungen Zuschauern, die gestern „Der Minister“ gesehen haben. Die Satire war gewiss nicht durch übertriebene Gags charakterisiert, was junge Zuschauer wahrscheinlich eher suchen. Ich denke da an so manche „Zynismus-Veranstaltung“ bei den Privaten. Vielleicht war es ja doch Interesse an Politik. Zumindest an vergangener Politik. Im September werden wir ja sehen.


Beeindruckend fand ich Frau Murkel. Thalbach, sie ist in die Schildkröten-Verkörperung von Frau Merkel geschlüpft, hat offensichtlich das nonverbale Ausdrucksverhalten der deutschen Bundeskanzlerin sehr eingehend studiert. Und wie ich finde äußerst sensibel, wenn auch sparsam (aber wen wundert`s bei einer solchen Kanzlerin), wissend gespielt.


Murkel zu Hause, so viele Home Stories über Frau Merkel hat es noch nie gegeben. Und wird es auch, konsequent wie sie ist, wird es auch nicht geben. Bescheiden wie Merkel vielleicht wirken mag, sie verzichtet gerne aufs Brot, wenn sie die Wurst um so mehr genießen kann. Natürlich nicht in der Öffentlichkeit.


Ihr lauernder Blick spiegelt eine dauernde Warnung an ihr Gegenüber, doch aufzupassen und ihr nicht in die Quere zu kommen.


Rutscht sie in die (vermeintliche) Reserve, wie dem adretten und eleganten Donnersberg gegenüber, trumpft sie umso überzeugender auf, wenn die Worte ihres Gegenübers dem eigenen Vorteil dienen können. Paaren sich diese blitzschnelle Entschiedenheit und spontane Treffsicherheit gewinnt nicht der, der es gesagt hat, sondern sie, die die Gelegenheit beim Schopf ergriffen hat.


Ärgert sie sich mal so richtig, lässt sie sich die Gunst erweisen, indem ihr Gegenüber (Kontrahent, und davon gab es inzwischen viele, die alle nicht mehr da sind) ihre Einladung zum Kartoffelsuppe-Essen annimmt (annehmen muss).


Last but not least gewinnt sie unmittelbar durch ihre überzeugenden Wutausbrüche (und die sind wirklich nicht zu übersehen oder zu überhören) . Eine impulsive Drohgebärde, die sogar ihren Gatten verstummen lässt. Was für eine überzeugende Ehe! 


Nun, um es auf den Punkt zu bringen: „Der Minister“ ist eine sozusagen für den Hausgebrauch erstellte, besser doch dargestellte, Verhaltensanalyse von der richtigen Frau Merkel, geborene Murkel.


Wenn dies so ist, heißt es im Wahlkampf für die Opposition „Aufgepasst“.


(Natürlich nicht nur für die Opposition, lieber Herr „Horst“ aus Bayern).