Endlich fragt mich mein Freund „Facebook“, wie ich mich fühle

Einige haben es sicherlich schon bemerkt, Facebook ist der wahre Freund. Facebook fragt mich, seit jüngster Zeit, wie ich mich fühle und nicht mehr nur danach, was ich mache. Mehr über mein Befinden zu erfahren ist offensichtlich eine Herzensangelegenheit für Marc Zuckerberg. Und wenn er so viele Freunde hat, ich gehöre offensichtlich zu diesem Freundeskreis, muss er wohl ein übergroßes Herz haben.


Aber was könnte passieren, wenn ich bei meinem wiederholten Besuch von Facebook dieser Frage und nichts anderem als dieser Frage begegne? Gleich oben steht es ja geschrieben, unübersehbar platziert.


So direkt, so ungeschminkt und so ehrlich.


Ich erinnere mich an Rollenspiele aus Sensivity-Trainings zu dieser Frage Anfang der 70 er Jahre. Alles war damals ganz einfach. Man fragte tatsächlich bemüht. Man antwortete ebenso. Alles war ganz wichtig, weil überraschenderweise nach dem Gefühl gefragt wurde. Nach meinem Gefühl. Endlich fragte mich mal jemand unumwunden und demonstrierte hierdurch sein wahres Interesse an mir.


---------- In Kurzform der Ablauf für diejenigen, die damals nicht dabei sein konnten: A fragte, B antwortete und C beobachtete, um anschließend Rückmeldung zu geben. Es war nur eine Frage erlaubt, nämlich die Frage „Was fühlst Du?“. B antwortete so, wie er sich fühlte.


Nach relativ kurzer Zeit brach B tief erschüttert, verzweifelt, traurig in sich zusammen (wurde natürlich von A und C anschließend wieder aufgebaut, war das doch auch Teil der Hidden Agenda) oder aber B riss ziemlich schnell der Geduldsfaden. A und C mussten sich dann ob der körperlich in der Regel expressiv, überzeugend und zu tiefst vital zum Ausdruck gebrachten Wut in Deckung bringen. (Auch das war Teil der Hidden Agenda).


Ganz Schlaue ahnten eine solch kathartische Dynamik und modifizierten unerlaubterweise, bevor das Rollenspiel überhaupt richtig losging, dasselbe zum Ort grundsätzlicher Sinnfragen.


Was soll eine solche Übung?


Einmal zu fragen reicht doch, also warum so oft?


Warum so mechanisch fragen, wenn man doch so viele andere Möglichkeiten beherrscht?


Warum sich nicht zwischendurch mal anfassen, umarmen, streicheln, den Abstand zwischen A und B ändern, um die Antwort verbal und nonverbal auszudrücken?


(Dies war natürlich auch Teil der Hidden Agenda, wurde man doch dann vom Workshopleiter unmittelbar, sehr direkt und natürlich außerordentlich wirkungsvoll wieder auf den rechten Weg der vorgegebenen Übung gebracht).


Wir haben sie geliebt, diese Übung.