Die Zeit ist es, worauf es auch ankommt

Beim Thema Körpersprache streiten sich die Geister oft darüber, was eher da war: das Huhn oder das Ei. Auf Akademisch bedeutet dies: „nature versus nurture“. Ist die Körpersprache sozial konstruiert oder hat die Natur uns von Anfang an auch mit dieser Sprache ausgestattet und beglückt?


Das neue Buch “Geschichte und Gefühle“ von Jan Plamper, auch wenn es kein Körpersprache-Buch ist, lenkt die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung von Zeit und Geschichte bei der Betrachtung der Emotionen, somit auch auf die der nonverbalen Kommunikation und Körpersprache.


Mir scheint, dass die Perspektive Zeit / Geschichte oben genanntes, beliebtes Spiel um die Vorrangigkeit von Huhn oder Ei in den Hintergrund treten lässt. Wird Körpersprache doch nicht nur kulturell sondern auch geschichtlich unterschiedlich interpretiert. Geschichtlich meint hier: Menschheitsgeschichte und Biographie. „Wie kann man“ so Plamper, „ historisch etwas erforschen, das als konstitutiver Bestandteil unseres menschlichen Daseins eine Bedingung für das Entstehen von Kultur überhaupt ist, das jeden Bereich unseres Lebens durchdringt und gleichzeitig restriktiven Darstellungscodes unterworfen ist?“


Einerseits kann dies zu der Frage nach der (sozialen, kulturellen und personalen) Funktion von Körpersprache im Prozess des jeweiligen Geschehens führen.


Andererseits wirft es ein neues Licht auf den Umgang mit scheinbar aus dem Zusammenhang gerissenen bildhaften Ausdrucksformen, wie z. B. Fotos, virtuelle Bilder und Ikonographien.