Zwischenraum

Wir sitzen am Frühstückstisch blicken nach draussen in die grüne Landschaft mit den sich färbenden Bäumen, den Sonnenschein. Wir hören das Gebimmel der Kühe, die von den Alpen zurück gekehrt sind. Ich spüre meine Beine, denn Tanz zu Ländlermusik mit Wanderschuhen enthält einen guten Fitnessfaktor. Nachher gibt es noch einen weiteren Kaffee und die sonntägliche Zeitung. Beide beginnen bei einem einem Teil; zwischendurch besprechen wir das Gelesene.


Sonntag bildet einen Zwischenraum, zwischen der Aktivität der Freizeit und derjenigen der Arbeit. Sonntag ist der Tag an dem am Radio die Kindergeschichte gesendet wird, damit Eltern auch Zeit für einander haben. Zwischenräume sind wertvoll. Sie dienen dem „Indurchzuschaun“, dem Nachsinnen, voraussinnen und dem Überblick. Gibt es zu wenig Zwischenräume, so kann es geschehen wie in Christian Morgensterns Gedicht, dass der Zaun, das Alltagsleben, ganz dumm dasteht ohne was herum.


Der Lattenzaun


Es war einmal ein Lattenzaun,


mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.


Ein Architekt, der dieses sah,


stand eines Abends plötzlich da –


und nahm den Zwischenraum heraus


und baute draus ein großes Haus.


Der Zaun indessen stand ganz dumm,


mit Latten ohne was herum,


Ein Anblick gräßlich und gemein.


Drum zog ihn der Senat auch ein.


Der Architekt jedoch entfloh


nach Afri- od- Ameriko.


(Christian Morgenstern)


Und weil der Sonntag ein Zwischenraum sein soll, ist dieser Text so kurz: für Ihren und meinen Zwischenraum.