Zum Auftakt – „Turn, turn, turn“

Versprochen ist versprochen …. so will ich denn 5 vor 12 meinen Blog-Eintrag noch machen.

„Late follower“ hiess es vor knapp drei Wochen bei einer Vorstellrunde im Kreis von Internet-Avantgardisten, von denen die meisten grosse Mühe haben mit der Vorstellung von einem Leben ohne social bookmarking, RSS, aggregators, wikis, weblogs, flickr, technorati und tägliches Basteln an der personal infocloud. Ob „late follower“, „reflektierter Begleiter“ oder „balancierender Gestalter“ mag an dieser Stelle offen bleiben – ich will den ersten Beitrag kurzerhand einbringen.

Eben komme ich von einem Abschiedsessen mit Norm Friesen und den Kolleginnen vom Innsbrucker Canadian Studies Centre. Eines der Themen war die Bürokratie, die die Akademia und wohl auch viele andere Bereiche auszeichnet. Man kann sich das leicht vorstellen, wenn man die Amphitheaterdiskurse, die Vilem Flusser in seiner „Kommunikologie“ beschreibt, gewissermassen umdreht, in ihrer Reichweite begrenzt und gegenläufig liest: Dann werden die Kommunikationsangebote nicht sternförmig von einer zentralen Stelle aus verteilt. Vielmehr sind dann die Pfeile auf eine Stelle gerichtet, die das beantworten soll, was sich nur im Dialog der diversen Akteuere der verschiedenen Abteilungen (für Personal, Öffentlichkeitsarbeit, Finanzangelegenheiten, …) untereinander klären lässt (bspw. SAP-Eingabenummern, Sozialversicherungsdaten, Förderungskategorien, Zuordnungen zu den Kategorien der Forschungsleistungsdokumentation, Richtlinien und Berichte, etc. etc.).

Wie Zöllner, die früher an der Grenzübergängen Vorarlbergs in die Schweiz jemanden beim Schmuggeln von einem Kilo Zucker ertappt haben, wirken manche Bürokraten, die gerne Projekte machen, an denen sich WissenschaftlerInnen beteiligen dürfen. Der Stoff für die Wissenschaftsforschung geht nicht aus und auch nicht der für Schelmenromane wie die von David Lodge.

Hier soll es nun aber um Inhalte gehen, die etwas mehr versprechen, so zum Beispiel zum Thema „Mediatic Turn“. „Nicht schon wieder ein turn“, sagen die einen, „endlich kommen wir über die Grenzen der linguistischen und symbolischen Wenden hinaus“ sagen andere. Was ist darunter zu verstehen? In Analogie zu bekannten Fokussierungen auf Sprache, Kognition, Zeichen oder Bilder wird hier das Augenmerk auf Medien gelegt. Die Rede von einer „medialen Wende“ meint also auf einer meta-theoretischen Ebene eine Alternative und Ergänzung der etablierten Paradigmen, die sich durch eine Konzentration auf Medien, Medialität und Medialisierung auszeichnet. Auf einer empirischen Ebene wird die Bedeutung der Medien für Prozesse der Kommunikation, des Wissensaufbaus und der Wirklichkeitskonstruktion hervorgehoben. Der Ausdruck „Medialisierung der Lebenswelten“ beinhaltet gewissermaßen beide Aspekte: Die erfahrbare Alltagswelt und Beobachtungen der „Mediendurchdringung“ sowie die Unhintergehbarkeit medialisierter Welten und deren Funktion als Ausgangspunkte für unsere Erkenntnisbestrebungen. Freilich lässt sich das auch genauer sagen.

Vorige Woche hatte ich auf der ICA (www.icahdq.org) in Dresden eine panel session moderiert, bei der diese Thematik eingekreist wurde mit Beiträgen von Christie Slade, Gebhard Rusch, Norm Friesen und Oliver Lerone Schulz. Mehr dazu in Bälde.