Zugriffe

Wer verwendet eigentlich Worte wie "Zugriff"?


Bislang gehörte dieser Begriff für mich zum Jargon der Polizei, die nach langer Observation beschließt, einen Verdächtigen (endlich) hops zu nehmen - wie jetzt die neuesten, lange beobachteten Terrorverdächtigen in Ulm (oder was es das Sauerland?). Daher wurden früher Polizisten wohl auch "Greifer" genannt.


Seit gestern weiss ich, dass auch im Internet Greifer unterwegs sind. Denn bei der Kehrwoche, so hat mir die freundlliche, dafür zuständige Mitarbeiterin des Carl-Auer-Verlags mitgeteilt, gibt es täglich zwischen 3000 und 2000 Zugriffe. Virtuelles Greifen, sozusagen...


Mich hat das sehr erstaunt, denn eigentlich kehrt ja hier keiner so richtig. Meine Versuche, andere Autoren zur Arbeit zu bewegen, war vergeblich. Wieso eigentlich? Wo bekommt man als Autor schon mehrere Tausend Leser am Tag (!). Und das als Fachbuchautor, der gewöhnlich ja eher für einen kleinen und exklusiven Kreis schreibt - die meisten Leser kennt man persönlich (obwohl man natürlich immer auf den Bestseller hofft).


Mich haben diese Zahlen auf jeden Fall sehr beeindruckt. Bislang dachte ich nicht, dass sich wirklich jemand dafür interessiert, was ich hier schreibe. Aber jetzt....


Nie wieder werde ich mich beklagen, dass kein Schwein sich dafür interessiert, was ich über die Lage der Welt denke. Wie ich die Wirtschaftslage einschätze. Was ich mit Nachsendeanträgen meiner Zeitung für Erfahrungen mache usw.


Jetzt sehe ich: Die Welt wartet nur auf mich. Denn mir muss das ja wohl gelten, wenn hier 3000 mal geklickt wird. Schließlich schreibt ja niemand ausser mir (Herr Kasper, verzeihen Sie, aber es ist schon soooo lange her, dass Sie aktiv waren).


Welt, ich erhöre Dich und werde mich jetzt öfter äußern (zu meinen Verdauungsbeschwerden und anderen wichtigen Ereignissen, wie das in Blogs so üblich ist)...