Zivilisationsbruch? - Israel

Im März vergangenen Jahres hat ein damals 18-jähriger Soldat nach einem Terroranschlag in Hebron einen kampfunfähig am Boden liegenden Attentäter mit einem Kopfschuss getötet. Da dies gefilmt wurde, wurde der Soldat vor Gericht gestellt und gestern des Totschlags schuldig gesprochen.


In Israel haben diese Tat und diese Gerichtsverhandlung hefitge Diskussionen ausgelöst. Vor dem Gericht forderten wütende Demonstranten den Soldaten als Helden zu ehren, andere seinen Bestrafung.


Ich persönlich finde, dass dem Gericht zu folgen ist und es ein Zeichen dafür ist, dass Israel immer noch ein zivilisierter Staat ist, wenn dieser junge Mann verurteilt wird. Nicht einmal in einem erklärten Krieg dürfte ein wehrlos und kampfunfähig am Boden liegender gegnerischer Soldat per Kopfschuss liquidiert werden. Das ist Selbstjustiz, die ein zivilisierter Staat nicht zulassen darf, ein Kriegsverbrechen.


In der Diskussion in Israel scheint es mir um das Selbstverständnis des Staates zu gehen: Will/soll Israel ein zivilisierter Staat sein/bleiben/werden oder nicht?


Eine Begnadigung des jungen Manns ist wahrscheinlich. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie sie einzuschätzen wäre. Auf jeden Fall bliebe sie aber nach einer Verurteilung im Rahmen rechtsstaatlicher Normen, auch wenn sie zur moralischen Verwahrlosung einer Öffentlichkeit, die nur noch in Freund-Feind-Schmata zu denken scheint, beitragen dürfte. In der Frage der Verurteilung des Soldaten geht es aber nicht um die Frage, ob dieser am Boden liegende Terrorist den Tod verdient hat, sondern um die Frage, ob Israel sich selbst an bestimmte westliche Normen binden will oder nicht....