Zeit

Da ich gerade ein sehr gutes Buch über die "Zeit" (nicht das Wochenmagazin) lese, nehme ich mir hier die Zeit, einmal die darin aufgeworfene Frage, wie wir eigentlich zu unseren merkwürdig abstrakten Zeitvorstellungen kommen, weiter zu reichen.


Ist es nicht abenteuerlich, eine räumliche Metapher zu verwenden, um die Erfahrung, dass manchen Phänomene von Dauer sind und andere vergehen, so darzustellen, als entspräche dies Strecken auf einer ("Zeit"-)Linie? Zeitpunkte. Zeitabschnitte.


Und ist es nicht noch absonderlicher, dass wir aus solchen Erfahrungen so etwas wie eine abstrakte Zeit, innerhalb derer wir all dies verorten, abzuleiten?


Und noch eine Steigerung: die Personalisierung der Zeit (sie kommt, sie geht, sie wird genutzt, sie ist gut oder schlecht usw.).


Schlimmer noch: ihre Veränderung zu einer Ware, die man kaufen oder verkaufen kann.


Mein Verdacht ist allerdings, dass dies alles eng zusammenhängt und - zumindest historisch - dieselben Wurzeln hat: Zeit ist Geld. Seit wir Geld verwenden und damit eine Vergegenständlichung von menschlichen Beziehungen vorgenommen haben (zwischen Schuldner und Gläubiger), haben wir auch eine Verobjektivierung der Zeit vorgenommen - obwohl dies niemandes Erleben entspricht.