Yes Men

In 3SAT-KUlturzeit war ein Bericht über die Künstlergruppe "Yes Men" zu sehen. Das sind Leute mit einem beeindruckenden Sinn für Subversion. Sie sehen sich allerdings nicht als politische Provokateure, sondern als Künstler. Eine Form der Kunst, die in mancherlei Hinsicht systemischen Interventionen ähnelt (obwohl die meist weniger mutig sind - aber vielleicht dafür nachhaltiger wirksam).


Die Protagonisten dieser Gruppe geben sich als Vertreter bekannter Organisationen aus, z.B. von Dow Chemical. Und in dieser Funktion veranstalten sie dann Pressekonferenzen, lassen sich zu Fernsehdiskussionen einladen usw. Dort verkünden sie dann, was diese Firmen oder Organisationen nicht tun, aber - nach Ansicht der Yes Men - tun sollten. So erklärte einer ihrer Vertreter (sein Decknamen war, glaube ich, war: Jude Finisterra - nett, nicht wahr?), in einem Gespräch mit BBC-World, dass sich Dow Chemical als Eigner von Union Carbide, der Chemie-Firma, die vor Jahren die Katastrophe in Bhopal/Indien zu verantworten hatte, bereit erkläre, 12 Milliarden Dollar an die Opfer zu zahlen. Der Aktienkurs, d.h. der Börsenwert von Dow sank sofort um mehrere Miiliarden, nur um dann kurz danach wieder - nach dem Dementi von Dow - in die Höhe zu gehen. (Hier hätte sich natürlich ein Insider-Geschäft angeboten: Leerverkauf von Dow-Aktien vor dem Interview, Rückkauf gleich danach, wenn der Aktienkurs gefallen ist, und Ausschüttung des Gewinns an die Opfer von Bhopal. Aber das haben sie wohl nicht gemacht, um zu beweisen, dass sie Künstler sind...).


Eine andere Aktion, die mir gut gefallen hat, bestand in der offiziellen Verkündung durch "Repräsentanten" der WTO (Welthandelsorganisation) bei einer gr0ßen internationalen Entwicklungskonferenz, die WTO habe beschlossen, sich aufzulösen. Dass die Reaktion der Tagungsteilnehmer nahezu einhellig positiv war, ist das eigentlich Bemerkenswerte.


Sie nennen, wenn ich das richtig in Erinnerung behalten habe, ihre Art der Kunst "Identity Correction".