... wer will diese Jugend?

… wer will diese Jugend?

Hallo all denen, die diesen Tag mit einem Gedanken von mir gehen möchten.

Es kracht im Gebälk. Es kracht in Frankreich - jede Nacht auf´s neue, und das nun schon seit Tagen. Es kracht nun schon nicht mehr nur in den Vororten von Paris, sondern so langsam in der Fläche. "Auch in Deutschland macht man sich Sorgen", so las ich heute in der Zeitung. Und "Man will mit aller notwendigen Härte die staatliche Ordnung wieder herstellen!" So Herr Giscard D`Estaing.

Ich halte viel von staatlicher Ordnung. Auch habe ich mein Verhältnis zum direkten Einsatz von Gewalt als individuelle Auseinandersetzungsform soweit geklärt, dass ich darin kein Lösungspotential sehe.

Bei alledem frage ich mich:

Wer will diese Jugend, die da randaliert?

Im Augenblick wollen sie wohl nur wenige, und sicher nicht so!

Aber wer wollte sie vor zwei Monaten? Wer wollte sie vor einem halben, einem Jahr, vor zwei, drei oder vier Jahren?

Wenn ich höre und sehe, was Kinder und Jugendliche heutzutage erleben und daraus als Perspektive entwickeln können, dann wundert mich der Zorn, die Wut und der Hass der Jugendlichen nicht! Über Jahre haben Jugendliche die Botschaft ihrer Lebenserfahrung entschlüsselt als: "Dich brauchen wir so nicht! Du musst mehr lernen! Integriere dich! Streng dich an! Werde anders!“ Und die oftmals schon vorher sehr persönlich übermittelte Botschaft wurde konkret vom Innenminister Frankreichs ausgesprochen: „Wir werden sie wie den Müll mit Hochdruckreinigern wegfegen!“

So ein Staat ist tatsächlich in Unordnung! Wenn die staatliche Ordnung das Ziel ist, dann braucht es allem voran einen Platz und Mitwirkungsmöglichkeiten für alle Teile der Gesellschaft. Alles andere ist nicht nur teurer (ein ätzendes Argument), sondern respektlos und arrogant gegenüber den Betroffenen. Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit werden sich im Prozess gesellschaftlicher Wirklichkeitsbildung einen Weg bahnen.

Aus systemischer Sicht wissen wir, dass ein nichtberücksichtiger Teil des Systems eminente Wirkung entfaltet…

Da ich im Feld der Kinder- und Jugendarbeit in Bayern arbeite kann ich begründet sagen: Die Sorge in Deutschland ist berechtigt: hier sieht es nur graduell anders aus!

Ich bin sehr in Sorge – um Jugendliche und ihre Chancen, um gesellschaftliche Werte wie Gerechtigkeit und sozialer Frieden, um meine Kinder, um mein Auto (das auch brennbar ist)…