Wenn Elche reflektieren

Die schärfsten Kritiker der Elche

waren früher selber welche.

Niemand kann einen so an die eigenen Grenzen führen, wie sehr nahestehende Menschen. Und, noch etwas Weiteres, wenn solche Menschen oder gar eigene Kinder Eigenschaften beobachtbar werden lassen, von denen man hoffte, dass sie gewissermaßen entgültig aus dem eigenen Leben verbannt seien, dann steht man, sagen wir mal, erneut vor einer großen Herausforderung. Man befindet sich dann in einer rekursiven Schleife, die einen selbst wie noch nie und mit neuen Resultaten durch Altbekanntes führt. Ohne Reflektion wären wir wohl eher Blatt im Wind unserer Vergangenheit. So aber sind wir aufgefordert, unser Selbstbild zu einem möglichst stimmigen und gleichermaßen ernsthaften wie gütigen Prozess zu entwickeln. Sie sehen, ich bin schon wieder etwas ruhiger als gestern, und will nicht verhehlen, dass die öffentliche Reflektion daran einen eigenen Anteil haben mag. Potenzielle Öffentlichkeit fördert ja die Aktualisierung einer Außensicht von innen, und dann gibt es wieder zwei Möglichkeiten, diese Außensicht kann nämlich zum einen beweglich machen dafür, dass man sich kreativ neu zentriert, aber das kann zum anderen auch dazu führen, dass verhärtete Vorstellungen davon, wie man zu sein habe, ein weiteres Mal andere innere Möglichkeiten verschließen.


Vielleicht ist damit auch eine wichtige Funktion einer Beraterperson berührt, die wie ein Kathalysator innere Prozesse ermöglichen und fördern kann, allein durch wohlwollende Anwesenheit. Vorausgesetzt natürlich, dass ein gewisses Maß an Vertrauen entstanden ist. Dann aber, muss diese Person garnichts Besonderes mehr tun, als vertrauenswürdig anwesend zu sein. Dies allein hält reflexive Schleifen in Bewegung, die eine gute Wahrscheinlichkeit bieten, dass die beratene Person sich nicht über die Maßen von inneren Teilpersönlichkeiten entführen läßt. Es genügt zu zeigen, dass jemand da ist (wie beispielsweise Horst Kaspar durch seinen freundlichen Kommentar). Eine ähnliche Funktion, allerdings mit integriertem Heitzkissen, kann durchaus eine Katze erfüllen. Kommt es doch nicht so sehr auf das etwas an, das Gesellschaft leistet, sondern darauf, wozu es im inneren autopoietischen Prozess gemacht wird. Wobei eine Katze gegenüber einem Menschen den Vorteil hat, dass sie nicht dazu neigt, die aktuell ausgesprochenen Gedanken gegenüber dem Gesamtprozess zu überschätzen, vielmehr schnurrt sie auch dann, wenn man ihr gerade den größten Blödsinn erzählt. (Dass dies gleichzeitig auch auf ihre Schwäche im Vergleich zu einem empathischen Berater verweist, soll vorsichtshalber nicht unerwähnt bleiben).


Gemäß dem alten Sprichwort, man soll aufhören zu kehren, wenn die Treppe am schönsten ist, verabschiede ich mich für heute mit herzlichem Gruß, Peter Schlötter