Weihnachten

Es war wieder einmal voll auf den Flugplätzen, in den Zügen, und wenn das Wetter besser gewesen wäre, hätte es sicher auch mehr Staus auf den Autobahnen gegeben. Weihnachten, das Fest der Familie, d.h. regressiver Expeditionen .


Warum machen sich so viele Leute auf den Weg, dieses Fest mit ihren "Lieben" zu verbringen, wo sie doch eigentlich wissen, dass es schrecklich wird. Man hat sich weit auseinander gelebt, sich nicht viel zu sagen, und wenn man dann zu viel gegessen und getrunken hat, die erste Enttäuschung über die wie immer vollkommen am eigenen Geschmack vorbei gehenden Geschenke verdaut ist, dann kommt es meist zum Wiederaufkochen alter familiärer Konflikte: Tränen, Sich-Uuverstanden-Fühlen, psychotische oder andere Dekompensationen.


Wahrscheinlich macht man das, weil man sich einmal im Jahr bestätigen muss, dass es doch gut ist, dass man sich von zu Hause abgenabelt hat bzw. die Kinder endlich aus dem Haus sind, dass die idealisierten Bilder familiärer Harmonie ("Piep, piep, piep, wir haben uns alle liep!) genau das sind: idealisiert.


Weihnachten, das Fest, an dem an die Errungenschaften der eigenen Individuation erinnert wird (falls sie im Laufe des Jahres vergessen worden sein sollten):


Christ! Der Retter ist da! Gottseidank kann man ja wieder nach Hause fahren! - und das ist interessanterweise meist nicht der Ort der Herkunftsfamilie!