Was ist ein Kredit?

Kredite spielen für unser Wirtschaftsleben eine zentrale Rolle, für die gegenwärtige Krise (wenn es denn nur eine Krise ist) ebenfalls.

Aber was ist das eigentlich, ein Kredit?

Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass es sich hier um ein höchst merkwürdiges, paradoxes - und wie alle Paradoxa - abstraktes Gebilde handelt.

Denn - wie der Name sagt (v. credo / ich glaube) - handelt es sich um einen Aspekt der Beziehung zweier Akteure: zwischen einem, der Geld von einem anderen borgt, und dem anderen, der dieses Geld verborgt, und daran glauben muss, dass er sein Geld zurück erhält - und natürlich hofft, dass er nicht dran glauben muss...

Da es sich hier um eine Frage des Vertrauens handelt und es in der Hinsicht keine Sicherheit gibt, verlangt der Kreditgeber - paradox - nach Sicherheiten. Wenn er Kredite gibt ohne solche Sicherheiten, dann ist er entweder zu vertrauensselig oder blöd - oder jemand, der Finanzinnovationen erfindet. Denn das ist ja in der Subprime-Krise geschehen: Es wurden Kredite an Menschen gegeben, die sie nicht bedienen konnten.

Möglich wurde dies, weil der Kredit aus der Beziehung von Kreditgeber und Kreditnehmer gelöst wurde. Er wurde "verbrieft" und damit zu einem handelbaren Gut. Wer also jemandem einen Kredit gab, der ihn aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zurückzahlen konnte, konnte diesen Kredit an irgendeinen naiven Menschen (deutsche Landes- und andere Banker z.B.) verkaufen. Er konnte die Provision einstreichen und das Risiko weiterreichen....

Die Abstraktion von der konkreten Beziehung derer, die sich auf Transaktionen miteinander einlassen, ist das Grundprinzip des Wirtschaftens. Wer jemandem ein Produkt verkauft und dafür Geld bekommt, braucht weder eine gemeinsame Geschichte mit dem Käufer noch eine gemeinsame Zukunft. Das Vertrauen ins Geld ersetzt das Vertrauen in Menschen. Das ist sehr funktionell, kann aber pervertieren... Wie in den letzten Jahren zu sehen war, wenn der "Schatten der Zukunft" bei Geschäften keine zivilisierende Rolle mehr spielt.