Was ... für ein schöner Sonntag
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27.1.2006
Heute ist der 61. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz. Ein Tag, der vieles aufwühlt, der eine Interpunktion setzt, erinnernd an das was Menschen einander antun können. Ich fahre mehrmals jährlich zu den Gedenkstätten nach Sachsenhausen und Ravensbrück, suchend nach Antworten, suchend nach Gefühlen, die für mich dort einen Ort gefunden haben - ich finde dort eine Ruhe und Zugehörigkeit, die mich der Freude um mein Leben intensiv und nahe bringt. Ich merke, wie ich auch ohne "Bilder" ein Hineinfinden erlebe.
Meinen Großvater, der 4 1/2 Jahre die beiden KZs als Häftling überlebt hat, habe ich nicht kennen gelernt. Er starb als ich 4 Jahre alt war. Auf den Gedenkverstaltungen suche ich Überlebende, um mehr über ihn zu verfahren. Ein Unterfangen .... Ich fühle mich zwischen den anderen Nachkommen und den wenigen noch lebenden Überlebenden außen vor, nicht zu den "üblichen" Gruppen gehörig. Dan Bar-On meint, ich solle eine eigene Begegnungsgruppe gründen. Jetzt nicht, ist noch nicht dran.
Gestern abend bin ich alleine ins Kino - U. wollte nicht, Thema wäre ihm zu schwer, dabei habe ich in "Ein ganz gewöhnlicher Jude" teilweise herzlich lachen müssen. Mich wieder erkennend, an Szenen denkend, wo ich mich "blamierte", wenn ich jüdische Freunde besuchte (danke für die Geduld mit einem Goy=Nicht-Jude). Unser so ungeschicktes Bemühen, uns bloss richtig zu verhalten - Ben Becker in diesem Monolog von 1 1/2 Stunden brillant. Wie die Bemühungen deutscher Nicht-Juden auf einen deutschen Juden wirken - vieles dieser Energie, dieses Rüttelns ist mir vertraut.
Oh je, wie lange habe ich gebraucht, mit jüdischen Freunden nicht doch immer wieder in Gesprächen und Diskussionen beim Holocaust zu landen und endlich selbstverständlichere Alltagsebenen hinzubekommen - Dabei kenne ich es selbst, wenn ich manchmal einflechte, dass ein Großvater von mir KZ-Häftling war, dabei weiß ich selbst nicht, welche Reaktion für mich die passendste wäre.
Ich kann den Film "Ein gewöhnlicher Jude" nur sehr empfehlen, manchmal bleibt einem allerdings nicht nur das Lachen im Halse stecken, sondern es wird dicht - falls Sie dafür was übrig haben, dann los, er läuft sicherlich irgendwo in einem Kino in ihrer Nähe.
Sprechen Sie übrigens vom 8.5.1945 von Befreiung oder von Kapitulation oder von Ende, Niederlage, Neuanfang oder .... oder....?
**Was ... für ein schöner Sonntag**
Überlebt
das Grauen, die Appelle.
Freude, sein Vermächtnis.
Lebensfeude.
Seine Lebensgier ist auch die meine
entfesselt.
Kraft, es durchzustehen
die Appelle, das mörderische Leben.
Das Sehnen im Frühling
was für ein schöner Sonntag.
Nahe der Tod.
Meine Lebensfreude spüren.
Leben
Lieben.
Ich wünsche Ihnen einen Tag mit Ruhe und Freude.
Marie-Luise Conen
PS.
nun etwas von **Ulla Hahn**, ein Auszug
du
lächelst du lebst jetzt nicht morgen sofort
das einzige Wort für Leben ist: Hier