Wahl als Gebrauchtwagenhandel

Es war während der amerikanischen Präsidentenwahl mit Richard Nixon als Kandidaten, als der Slogan aufkam: Würden Sie von diesem Mann einen Gebrauchtwagen kaufen? Seither gilt diese Frage als ein entscheidendes Wahlkriterium.


Würde ich von Gerhard Schröder einen Gebrauchtwagen kaufen? Nein, denn er würde mir selbst einen Schrotthaufen in so glühenden Farben schildern, dass ich jede Vernunft fahren lassen würde.


Würde ich von Angela Merkel einen Gebrauchtwagen kaufen? Nein, denn ständig würden ihr während des Verkaufsgesprächs ihre Kollegen hineinreden und das Gefährt schlecht machen, so dass ich am Ende nur noch verwirrt den Laden verlassen würde.


Ist die Gebrauchtwagenverkäuferfrage überhaupt eine sinnvolle Frage, wenn es um Wahlen geht? Überhaupt nicht, denn die Frage nach Gebrauchtwagenkauf ist eine Metapher für Vertrauen. Bei Wahlen geht es aber nicht um Vertrauen, sondern um rationale Entscheidungen. Schröder und Merkel interessieren nicht als Gebrauchtwagenhändler, sondern als Vertreter von politischen Programmen. Sie stehen zur Wahl, und um sie einzuschätzen, können vergangene Leistungen als Richtschnur genommen werden. Versprechen auf wunderschöne Zukünfte sind da belanglos.


Liebe Leserin, lieber Leser,


ich gebe gerne zu, dass meine Kehrwochenbeiträge etwas monothematisch geraten sind. Das hängt halt mit den Zeitverhältnissen zusammen ("ist den Zeitverhältnissen geschuldet", wie man derzeit gerne wieder formuliert), und morgen ist ein neuer Tag mit einem neuen Kehrwöchner - oder einer neuen Kehrwöchnerin).


Alles Gute


Bruno Hildenbrand