Verstaatlichte Banken

Ich erinnere mich noch dunkel, dass Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre eine der Forderungen der protestierenden Studenten war, die Banken zu verstaatlichen. Das ist lange her. Wie der Vietnamkrieg, gegen den auch protestiert wurde.


Jetzt haben sich die Zeiten radikal gewandelt. Vietnam ist auf dem Weg, ein vorbildliches kapitalistisches Land zu werden. Und was ist mit den USA?


Kaum zu glauben: Banken werden verstaatlicht. Indymac, die neuntgrößte Bank des Landes, heißt seit heute Indymac Federal Bank. Sie gehört jetzt dem Staat.


Doch diese Verstaatlichung erfolgt nicht aus nostalgischen, sozialistischen Gründen, sondern um die Bank vor der Pleite zu bewahren. Die Verluste sind zu groß, als dass die Bank ohne staatliche Hilfe überleben könnte.


Ich will das gar nicht kritisieren. Aber ich finde es doch bemerkenswert, dass gerade dort, wo der ungeregelte Markt seit Jahrzehnten gepredigt und praktiziert wird, sich zeigt, dass es ohne eine staatliche Regulierung nicht geht. Sogar Herr Ackermann hat schon nach dem Staat gerufen.


Der Staat muss intervenieren, um nicht das ganze Wirtschaftssystem zusammenbrechen zu lassen. Das läßt sich dies nicht ohne eine gewisse Ironie beobachten.


Und mit Ärger, natürlich. Denn wieder einmal werden Verluste sozialisiert, während die Gewinne privatisiert werden.


Diese Logik führt zum Börsengang der Bahn ebenso wie zu staatlichen Rettungsaktionen für pleite gehende Banken.


So ist das halt in der "freien Marktwirtschaft".