Verspätung

Heute Abend bin ich von Hannover nach Berlin mit der Deutschen Bahn gefahren. Bei der Abfahrt hatte der Zug bereits 15 Minuten Verspätung. Als durchgesagt wurde: "Wir haben jetzt 60 Minuten Verspätung", habe ich mich auf die Suche nach einem Schaffner gemacht. Als ich sie fand, fragte ich sie, wie das denn mit der Entschädigung angesichts der Verspätung sei (75 Minuten). Sie erklärte mir, dass man am Service-Punkt irgendein Formular ausfüllen könne - bis zu einer Woche nach der Ankunft - und dann 20 Prozent (oder so ähnlich) Entschädigung bekomme. Ich fragte sie, warum das denn nicht angesagt werde, schließlich wüssten das die meisten Fahrgäste wahrscheinlich nicht. Sie sagte, das sei nicht üblich. Ein Fahrgast, der unser Gespräch belauschte, sagt, sie dürfe das aus Loyalität zum Arbeitgeber nicht ansagen. Ich sagte, sie müsse es aus Loyalität zum Arbeitgeber ansagen. Schließlich bemühe sich die Bahn um das Image der Kundenfreundlichkeit. Die Schaffnerin war rot, als ich wieder zurück zu meinem Platz ging. Ich war die ganze Zeit sehr freundlich während dieses Dialogs, obwohl das überhaupt nicht meinem Wesen entspricht.


Nach etwas 15 Minuten machte der freundliche Herr, der sich vorher schon am Lautsprecher über die Länge der Verspätung geäußert und sich immer wieder im Namen der Deutschen Bahn entschuldigt hatte, die Ansage, dass man aufgrund der Länge der Verspätung einen Entschädigungsanspruch habe und sich deswegen an den Service-Point wenden solle usw.


Ich hatte seit langer Zeit endlich mal wieder mal das Gefühl, etwas bewirkt zu haben in dieser Welt (aber vielleicht hätte er das ja sowieso angesagt).