Verschwörungstheorien

Interessant sind sie ja schon, die Verschwörungstheorien. Ich persönlich rechne mich nicht zu den Verschwörungstheoretikern, auch wenn ich keinen Zweifel daran habe, dass alltäglich Dutzende von Verschwörungen gestartet werden.


Der Grund dafür ist, dass man an die Möglichkeit der Kontrolle sozialer Systeme glauben muss, um ein Verschwörungstheoretiker zu werden. Auf jeden Fall erscheint es mir sehr viel plausibler, all die unangenehmen Vorkommnisse in der Welt (von der Popularität Berlusconis bis hin zur amerikanischen Klimapolitik usw.) durch die Logik des Funktionierens sozialer Systeme (= Kommunikationssysteme) zu erklären, als durch die geplante und konzertierte Strategie irgendwelcher Bösewichte.


Wenn die Reichen immer reicher, die Armen immer ärmer, die Bekannten im bekannter, die Mächtigen immer mächtiger usw. werden, so deshalb, weil wir es hier mit simplen Selbstverstärkungsmechanismen zu tun haben (siehe mein Zahlenexperiment in "Gemeinsam sind wir blöd!?"). So funktionieren nun mal selbstorganisierte soziale Systeme. Deswegen muss man politisch gegensteuern, auch wenn das Ergebnis dieser Steuerungsbemühungen nicht vorhersehbar ist und daher kritisch überprüft werden muss, denn dies ist natürlich auch nur eine Intervention in ein selbstorganisiertes, soziales System...


Aber das ist auch der beruhigende Aspekt: Es kommt zu Gegenbewegungen, wenn Extreme zu stark werden. Deswegen funktionieren auch Verschwörungen meist nur eine begrenzte Zeit, Mauern und Ayatollahs, Francos und andere Obristen ebenfalls.


Wenn Verschwörungen langfristig erfolgreich wären, säßen wir wahrscheinlich immer noch auf den Bäumen und die Familie des stärksten Affen würde die Macht von Generation zu Generation weiterreichen...