Väter

Gestern bin ich Berlin U-Bahn gefahren. Dabei fielen mir die vielen Väter auf, die mit ihren Kindern unterwegs waren. War da gestern so etwas wie ein Vatertag für Kinder? Oder ist das immer sonntags so, und ich fahre nur zu selten U-Bahn am Sonntag?


Auf jeden Fall war es auffallend.


Ein Vater und seine dreijährige Tochter sitzen neben wir auf einer langen Sitzbank. Der Vater bemüht zugewandt, aber doch etwas linkisch. Offenbar ist das für ihn ungewohnt. Vielleicht hat er sie ja nur am Wochenende. Eltern getrennt? Schon nach kurzer Zeit? Oder gar nicht erst zusammen...? Oder die Mutter hat heute frei, ist bei ihrem Freund, bei der Arbeit? Dann an der nächsten Haltestelle: Ein weiterer Vater mit kleinem Kind betritt den Wagen. Die beiden Väter begrüssen sich, als ob sie lange Jahre gemeinsam Schwangerschaftsgymnastik betrieben hätten. Doch nach ein paar Minuten wird klar: Sie haben sich noch nie vorher gesehen. Offenbar war es die freudige Begrüssung von Leuten, die zu spontaner Solidarität verführt wurden. Wie ganz, ganz früher, als die ersten Deutschen mit Auto nach Italien fuhren. Da wurde auch gehupt oder gelichthupt, wenn ein deutsches Auto entgegen kam. Landsleute. Menschen, die in der Fremde die gleiche Sprache sprechen. Andere Väter, die am Sonntag mit ihrem Kind U-Bahn fahren.


Es waren ein paar Dutzend solcher Vater-Kind-Paare. Alle etwas verloren. Wie Deutsche, die in Italien nur Tschelati sagen können.