USA/Russland, Kolumbien

Zwei Ereignisse der letzten paar Tage sind konflikttheoretisch interessant: Die USA haben die Gespräche mit Russland zur Lösung der Syrienkrise abgebrochen und in Kolumbien hat ein Referendum zur Ablehnung des mit der FARC geschlossenen Friedensvertrags geführt.


Zunächst zu Russland/USA: Dass die verbale Kommunikation zwischen Konfliktparteien abgebrochen wird, heißt ja nicht, dass nicht mehr kommuniziert wird. Allerdings verändert sich, wenn man nicht miteinander spricht, das Medium der Kommunikation: Taten treten an die Stelle von Worten. Und die sind leider noch vieldeutiger als Worte. Daher ist solch ein Abbruch der Gespräche stets als Eskalationsschritt zu werden. Dass der in diesem Fall aus Hilflosigkeit erfolgt, gilt für die meisten Eskalationsschritte. Jede Konfliktpartei sieht sich in der schwächeren Position und versucht Stärke zu zeigen (was stets als Ausdruck der Schwäche zu werten ist). Wenn die Russen jetzt (oder vorher - darüber kann man sich auch streiten) die Vernichtung der Plutoniumvorräte stoppen und zuhause Bunker bauen, so gehört dies in dieselbe Kategorie. Die Versuche beider Seiten in eine überlegene Position der Stärke (=Asymmetrie der Beziehung) zu gelangen, führt zur Symmetrie der Beziehung bzw. zur Eskalation.


Alternative: Sich von vornherein der Symmetrie zu versichern... (leichter gesagt als getan, ich weiss).


Zu Kolumbien: Hier beweist sich wieder einmal, dass es vollkommen idiotisch ist, Referenden zu komplexen, über die Gemeindeebene hinaus gehenden Fragestellungen abzuhalten. Denn in Referenden wird an die Emotionen der Masse appelliert und entsprechend sind dann die Ergebnisse. Nach 50 Jahren Kampf und gegenseitiger Grausamkeit ist einfach damit zu rechnen, dass auf beiden Seiten noch viele Rechnungen offen sind. Ob man dies nun Rachebedürfnisse oder der Wunsch nach Gerechtigkeit nennt, ist egal. Und dieser Versuch offene Rechnungen zu begleichen, hält in der Regel Konflikte am Laufen, da ja beide Seiten sich als Opfer definieren und daher nicht bereit sind, den Konflikt einfach so - ohne Ausgleich der Konten - zu beenden.


Es bedarf der Größe eines Mandela hier ein Ende zu setzen. Ich weiss es nicht, aber ich vermute, dass sein Versönungsplan in Südafrika nicht dem "Volk" zur Abstimmung vorgelegt wurde.


In Bezug auf die Logik von Konflikten und die Gefahr der Eskalation: kein gutes Wochenende für die Welt.