Urgestein

Neulich war ich in einem befreundeten Institut, um ein Seminar zu geben. Eine junge Frau verbeugte sich vor mir, was mich etwas verwirrte (das machen junge Frauen schon seit Jahren nicht mehr...).


Als ich fragte, was ihr fehlt, antwortete sie, ihre Dozentin (die zur gleichen Zeit ein Seminar im Hause gab), habe gesagt, sie sollten sich vor mir verbeugen, denn ich sei "systemisches Urgestein".


Mir schien das kein Kompliment. Wie kann man mich mit Stein vergleichen? Und "Ur-" bedeutet ja irgendwie auch "nicht mehr von dieser Welt"... Tot, bestenfalls noch als Ausstellungsstück für naturhistorische Museen geeignet.


Ein wenig versöhnt hat mich, dass Gerhard Baum, früherer Innenminister, in einem Kulturzeit-Interview am nächsten Tag als "liberales Urgestein" vorgestellt wurde. Da sind wir immerhin schon zwei in der Gesteinssammlung.


Auf jeden Fall spielt Gerhard Baum in der FDP keine wichtige Rolle mehr. Wahrscheinlich meinte die Kollegin, die mir dieses Etikett zugeschrieben hat, ich solle doch endlich auch zur Kenntnis nehmen, dass ich keine Rolle mehr spiele...