Unberechenbar bleiben!

Es ist ein erprobtes systemisches Prinzip (Ob das nicht ein Widerspruch in sich ist?), sich in seinem Verhalten einen gewissen Nicht-Vorhersagbarkeits-Anteil zu bewahren. Ja besser noch ist es, diesen Unberechenbarkeitskoeffizienten so zu pflegen wie ein lieb gewonnenes Haustier. Auf manchen Effekt von Berechenbarkeit wies Fritz Simon in seinem Blogbeitrag ["Regelmässigkeit"](https://www.carl-auer.de/blog/simon/regelmasigkeit/) im Juni 2005 hin.


Der durch Unberechenbarkeit mögliche Verhaltensmodus hält langfristig die Neugier der anderen wach und unterbricht garantiert Muster. Wie in dieser Geschichte aus einer onkologischen Station in Hamburg: Die meisten Patienten auf dem Flur haben ihre Haare durch die Chemo verloren und tragen Glatze. Ein junger Mann, ebenso nullhaarig wie alle anderen, spaziert über den Gang, streicht sich über den Kopf und singt: "Ich hab die Haare schön. Ich hab die Haare schön. Ich hab die Haare schön."


Das Gelächter auf der Station ist groß. Nicht nur, weil der Text so radikal die Wirklichkeit unterläuft, sondern auch weil es sich um einen Insiderwitz handelt, der allerdings auf einer Onko-Station auch ohne das Hintergrundwissen funktioniert: Text und Melodie hat sich der Patient im Fernsehen bei den Castingshows zu "Deutschland sucht den Superstar" abgeguckt. Eine ziemlich durchgeknallte [Johanna aus Wuppertal](http://www.youtube.com/watch?v=B0TGQkRD370), hatte sich mit dieser und einigen anderen, hier nicht zitierwürdigen Liedzeilen ins kollektive Gedächtnis der DSDS-Gucker gebrannt. Der Patient widmet den Inhalt um, in den Kontext der onkologischen Station. Was für ein grandioser Transfer!