Über die „goldene Mitte“ beim Therapeuten

Im Rollenspiel wurde deutlich, wie unterschiedlich der Satz des Therapeuten „Ich weiß hier nicht weiter“ wirken kann. Da gibt es eine eher jammernde und jämmerliche Variante, am Ton und durch die gebückte Körpersprache deutlich. Dem Klienten wird damit Mitgefühl für den „armen“, überforderten Therapeuten abverlangt. Darüber hinaus wird er weiter belastet. Da ist wieder einer mehr, den er mit seinen Problemen zu Verzweiflung treibt. Er ist und bleibt nun einmal ein hoffnungsloser Fall!


Anders, wenn das „ich weiß hier nicht weiter“ kommt als klare, ja fast selbstbewusste Aussage dessen, was gerade ist. Der Therapeut weiß nicht weiter, weil es zu schlimm, zu schwierig oder zu kompliziert ist. Es erleichtert und entlastet eher den Klienten. Wie soll erd a einfach klar kommen, wenn selbst der Therapeut gerade daran scheitert ... Aber natürlich kann es sein, dass der Klient enttäuscht ist, weil er sich mehr erwartet hätte. Das gilt es dann aufzufangen und auszuhalten.


Wie zur „goldenen Mitte“ als Therapeut/in kommen? Da gibt es auf der einen Seite das Bedürfnis zu helfen und – auch - es dem Klienten oder der Klientin „recht zu machen“. Dann gibt es die andere Seite, die autoritäre, eher fordernd und – bisweilen auch - streng. Es sind wie Ausprägungen der traditionell mütterlichen und väterlichen Rolle. Je nach Temperament liegt einem die eine oder die andere Rolle mehr. Manchmal mag es auch kippen. Wer lange nur helfen wollte, mag irgendwann frustriert sein, und dann härter werden.


Nicht in der Mitte, sondern eher jenseits davon liegt die Gratwanderung: mit sich und gleichzeitig mit dem Klienten in Kontakt zu sein. Sich nicht zu verlieren, sich selbst als Therapeut treu zu bleiben u n d in Beziehung mit dem Klienten zu bleiben, im „Rapport“, wie es so schön heißt.