TV-Duell

Es war mir zu spät, mitten in der Nacht, das TV-Duell zwischen Obama und Romney anzusehen. Glaubt man den Zeitungen, dann hat Obama krachend verloren, weil er sich (wieder einmal) zu fein war (oder schien), seinen Gegner zu attackieren.


Mein Eindruck ist, dass dies der Fehler seiner gesamten bisherigen Amtsführung ist: Er kämpft nicht für das, wofür die Leute ihn gewählt haben und was er, seinen eigenen Äußerungen nach, als Ziel der Politik ansieht. Mehr Gerechtigkeit usw. - ich lass den ganzen Worthülsensalat mal weg.


Er scheint mir hier ein Defizit zu haben, wie ich es immer wieder bei Beratern sehe, die in eine Führungsfunktion in einem Unternehmen wechseln. Als Berater ist es nützlich sich allparteilich oder neutral gegenüber kontroversen Themen oder Parteien, die miteinander im Konflitk liegen, zu zeigen. Aber als Führungsfigur muss man dafür sorgen, dass Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden, d.h. man muss sich letzten Endes für eine Option und gegen eine andere entscheiden.


Poltik ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln, d.h. es geht immer um Freund/Fein-Unterscheidungen (wenn auch meist nicht um Leben und Tod). Wenn ein Präsident denkt, er wäre vom Roten Kreuz und dürfe nicht mitkämpfen, dann hat er seinen Job nicht richtig verstanden. Obama hat offenbar zu lange als Community Organizer gearbeitet.


Dass er in der Debatte viel von seinem Vorsprung verloren hat, zeigt der Prediction Market "Intrade" (http://www.intrade.com/v4/home/), wo Obama gestern noch mit einem Kurs von ca. 75% als Sieger der Wahl gehandelt wurde, während heute nur noch zu 66% auf ihn gewettet wird.