Türsteher

In etliche Clubs (in die ich ja sowieso nicht gehe) würde mir der Eintritt verwehrt, wenn ich denn versuchen sollte, sie zu besuchen. Eigentlich ja ein merkwürdiges Phänomen: Da sind Leute bereit, ihr Geld in einer Kneipe zu lassen, und die stellt Wärter vor die Tür, um potentielle Kunden wegzujagen. Das ist diskriminierend (im wahrsten Sinne des Wortes).


Der Sinn der Angelegenheit wie aller anderen Methoden der Apartheid ist, für eine gewisse Einheitlichkeit und Exklusivität des Publikums zu sorgen. Aufgrund von Kleidung, Alter, Schönheit usw. wird sortiert. Es reicht offenbar nicht mehr, durch die Höhe der Preise für Ausschließung zu sorgen, schließlich hat ja heute Hinz und Kunz genug Geld, um zu teuren Champagner zu bezahlen, selbst wenn Hinz alt und Kunz hässlich ist.


Wenn man aus systemischer Sicht an Innen-außen-Unterscheidungen interessiert ist, so bilden Türsteher ein interessantes Phänomen. Ich habe den Eindruck, dass es noch relativ jung ist. Es wäre zeitgeschichtlich sicher interessant zu erforschen, wann es zutage getreten ist.


Wahrscheinlich ist es ja etwa zeitgleich mit der Einführung der Lufthansa Senator Klasse entstanden, wo es auch darum ging/geht, eine soziale Schichtung herzustellen (wenn auch wahrscheinlich nach anderen Kriterien). Eine geldgesteuerte Gesellschaft sorgt dafür, dass die feinen Unterschiede keine Rolle mehr spielen, d.h. keine feinen Leute mehr produzieren. Wo Geld der große Gleichmacher ist, kann versucht werden, auf der quantitativen Ebene oder aber der qualitativen Ebene neue Unterschiede einzuführen. Bei Türstehern sind es offensichtlich offensichtliche Unterschiede, d.h. es geht nicht um "innere Werte", sondern auf einen Blick erfassbare Zeichen und ihre Deutung.


In einer Berliner Zeitung stand gestern ein Artikel, dass sich kriminelle Organisationen um die Posten der Türsteher bekriegen, weil sie so etwas wie Grenzkontrolleure sind und auf diese Weise die Belieferung mit Koks bzw. das gesamte Drogengeschäft kontrollieren können.