Trump/Kim - Beispiel einer gegenseitigen Fehldeutung des Verhaltens

Wenn man die Interaktion Trump/Kim betrachtet, so zeigt sich, dass sie offenbar von beiden Seiten unterschiedlich interpretiert wird.


Beginnen wir bei Kim. Der hat atomar aufgerüstet, um auf Augenhöhe (=symmetrische Beziehung) zu den USA zu gelangen. Da Trump ihm verkündet hat, er wäre zu einem Treffen und Gesprächen mit Kim bereit, hat der dies als Zeichen der Symmetrie interpretiert. Er sah sich in seiner Aufrüstungspolitik bestätigt.


Trump hingegen will eine asymmetrische Beziehung, d.h. Unterwerfung von Kim (oder wem auch immer). Durch seine Drohungen und Pöbeleien und das Signalisieren, dass er zum Krieg bereit sei, meint er Kim zur Unterwerfung gebracht zu haben. Er sieht sich in seinem Powerplay bestätigt...


Da nun Herr Bolton und andere US-Offizielle deutlich machen, dass sie keineswegs Symmetrie anbieten, sondern Unterwerfung fordern, merken die Nordkoreaner, dass sie die US-Reaktion falsch gedeutet haben.


Konsequenz: Sie ihre Bomben nicht verschrotten, sondern werden ihr Atomprogramm wieder aufnehmen. Dass sie das Testgelände schon man abgebaut haben, ist wahrscheinlich eher dadurch zu erklären, dass es eh unbrauchbar geworden war, als dass es Zeichen der Akzeptanz des US-Beziehungsangebots war.