Trumpismus und das Weltklima

Wer gestern die Rede von Donald Trump im Rose-Garden des Weißen Hauses gehört hat, in der der den Ausstieg der USA aus dem Klima-Akkord von Paris verkündete, dem wurde deutlich, was die Prämisse der Entscheidungen dieses Präsidenten ist: Er erfüllt die Versprechen, die er während des Wahlkampfes gemacht hat (so schwachsinnig sie auch sein mögen).


Das Erfüllen von Versprechen ist ja erst mal positiv zu bewerten. Und wenn das so ist, dann entsteht ein Problem allein durch die Art von Versprechen, die gegeben werden... Trump ist wahrscheinlich ja wegen dieser Versprechen gewählt worden. Ihr gemeinsamer Nenner lautet - und auch daraus hat Trump nie ein Hehl gemacht - "America First!"...


Dass ein Präsident die Interessen seines Landes bzw. deren Bevölkerung an die erste Stelle seiner Prioritätenliste setzt, ist auch nicht prinzipiell ehrenrührig. Aber, das ist die Frage, wie findet man heraus, welches die Interessen "wirklich" sind? Dass mit dem Einlegen des Rückwärtsgangs in der Nutzung natürlicher Energiequellen Amerika gedient werden könnte, scheint hächst zweifelhaft. Denn dass durch die Aufhebung der Regularien des Kohleverbrauchs mehr Stellen im Bergbau geschaffen werden, glaubt keiner, der bei Sinnen ist. In aller Welt ist der Bergbau im Niedergang, auch ohne das Pariser Abkommen. Es geht nicht um rationale Entscheidungen, sondern um Ideologie - nicht bei den Umweltschützern, sondern bei den Wählern von Trump. Sie glauben wohl tatsächlich, dass sie globale technische Entwicklungen zurück drehen können. In aller Welt werden die regenerativen Energiequellen inzwischen so weiter entwickelt, dass die Verwednung von Kohle etc. aus ökonomischen Gründen obsolet ist/wird. Hier das Signal zu geben, dass diese Entwicklung geleugnet werden kann, ist einfach idiotisch (aus technischer und ökonomischer Perspektive). Sie ist aber nicht idiotisch, wenn es darum geht, die Machtbasis von Trump zu sichern. Er bestätigt seine Wähler, die immer noch auf die guten alten Zeiten hoffen. Seine ganze Rede war gestern an diese Leute adressiert. Auch seine anderen Entscheidungen wie der Reisebann für Muslime, die Berufung eines erzkonservativen Richters ans Oberste Gericht usw. sind reine Symbolpolitik, die seiner Wählerschaft die Botschaft geben soll: Ihr könnt Euch auf mich verlassen (während sie seiner eigentlich Klientel - den obersten bzw. reichsten 0,5% der Bevölkerung - die Taschen vollpackt).


Dass diese Maßnahmen - von der Abwicklung von Obamacare bis zur Kündigung des Parisabkommens - , die nach Ansicht der großen Mehrheit der jeweiligen Experten (=Establishment) dieser Wählerschaft nicht nur nicht nutzen, sondern schaden wird, ist eine ganz andere Geschichte. Dass die USA jetzt mit Nicaragua und Syrien die einzigen Länder sind, die das Klima-Abkommen boykottieren, spricht für sich.


Es gab in der US-Politik immer den Konflikt zwischen der Rolle des Weltpolizisten und der Isolation. Der Welt muss es nicht schlecht bekommen, wenn die USA jetzt Schritte unternehmen, die diese Polizistenrolle in Frage stellen. America First heißt auch, dass es international Gewicht verliert. Wenn die Europäer, wie es scheint, nun mehr auf ihre Gemeinsamkeiten achten, sich unabhängiger machen und sich mehr zusammen tun, dann dürfte die Regierung Trump letztlich doch etwas Gutes für die Welt tun, indem sie sich selbst kastriert - zumindest wird sie ihre Potenz durch die Egozentrik der Betrachtung des Weltgeschehens reduzieren.