Trump/Clinton - 3. TV-Debatte

Letzte Nacht habe ich die 3. Debatte zwischen Hillary Clinton und Donald Trump im Fernsehen gesehen. Interessant.


Der Moderator erklärte zunächst dem Publikum, es möge von Beifalls- oder Mißfallenskundgebungen Abstand nehmen, Beifall am Anfang und Ende sei erlaubt. Man hielt sich auch weitgehend daran. Ausnahme: Als Trump es für einen Skandal erklärte, dass Bill Clinton sich mit FBI-Vertretern in einem Flugzeug in Arizona getroffen habe, gab es Beifall, und als Trump sagte, niemand respektiere Frauen mehr als er, wurde gelacht.


Der Moderator, der hinterher von allen Beobachtern gelobt wurde (entspricht nicht meinem Urteil, aber ich habe die anderen Moderatoren in den Debatten vorher nicht gesehen), war zahm, d.h. er hat seine eigenen Fragen vergessen, wenn die Kandidaten andere als die gestellten Fragen beantworteten. Trump hat immer dann den Fokus der Aufmerksamkeit verschoben, wenn er nach konkreten inhaltlichen Programmen gefragt wurde, Clinton tat es, wenn es um irgendwelche Beschuldigungen ging. Das war geschickt von ihr: Sie verteidigte sich so gut wie nie (sie hat offenbar Profis als Berater) und beantwortete z.B. die Vorwürfe gegen die Clinton-Stiftung mit einer langen Rede über deren Verdienste, ohne die Beschuldigungen auch nur zu erwähnen. Auch über Vorwürfe gegen Bill ging sie einfach hinweg, so dass Trump diese Karte nicht wirklich spielen konnte. Trump verteidigte sich öfter, und das in alberner Weise, indem er für alles und jedes, was schief bei ihm lief oder läuft andere, speziell Clinton, verantwortlich machte.


Trumps inhaltliche Ausführungen kamen nie über Stammtischparolen hinaus. Clinton konnte auf alle Sachfragen beantworten, auch wenn dies - wie z.B. bei der Frage von Flugverbotszonen in Syrien - nicht immer überzeugte.


Was ein Vorteil des Settings für Clinton war, ist, dass beide hinter einem Podest standen und im Fernsehen immer beide Köpfe auf Augehöhe gezeigt wurden. Dadurch wirkte sie nicht so klein neben dem riesigen Trump - was ja meist eine suggestive Wirkung hat (große Menschen machen bekanntermaßen besser Karriere und werden besseer bezahlt als kleine). Trump hat kein einziges Mal gelacht, Clinton oft, allerdings wirkte dieses Lachen  einstudiert und etwas gequält.


Den Höhepunkt der Sendung bildete die Frage des Moderators (und da war er gut und hat nachgefragt) an Trump, ob er das Wahlergebnis anerkennen würde, unabhängig davon, wie es ist. Das hat Trump explizit offen gelassen. Damit stellt er schon im voraus, für den Fall, dass er verliert, die Legitimität der Wahl in Frage. Das wird allgemein als Tabubruch angesehen, eine Infragestellung des amerikanischen Rechtsstaats, seiner Insitutionen und der Verfassung. Das dürfte ihm noch auf die Füsse fallen.


Wer hat gewonnen? Für mich: Clinton - um Längen. Allerdings bin ich - zugegebenermaßen - parteilich. Nicht, weil ich Clinton so toll finde, sondern weil ich Trump für eine Katastrophe halte.