Trump und Amerika

Nach der ersten Debatte zwischen Trump und Clinton und dem vernichtenden Urteil der sogenannten Qualitätspresse (= "Lügenpresse") in den USA und Europa (und der Trump-Begeisterung in manchen Internetforen) befürchte ich ehrlich, dass Trump der nächste Oberkommandierende der größten zur Zeit existierenden Streitmacht auf Erden wird. Denn seine offensichtliche Inkompetenz in Sachfragen, seine Beleidigungen gegenüber Frauen, Latinos usw. ("Miss Piggy") führen ja wahrscheinlich nicht dazu, dass die Wähler in den USA sich abgeschreckt fühlen, sondern ganz im Gegenteil: Das ist es, was ihn attraktiv macht.


Sein Markenkern bildet die Verachtung von Expertise (= "Establishment), von sozialer Verantwortung und Solidarität (= "good Business", "Cleverness""), die Umgangsformen eines Holzhackers (= "Echtheit", "Authentizität") usw. All das ist attraktiv für Leute, die sich einen Popanz aufgebaut haben ("das System"), den es zu bekämpfen gilt. Und diese Funktion kann durch mangelnde Sachkenntnis und Persönlichkeitsdefekte des Helden genauso wenig in Frage gestellt werden, wie andere Wahnsysteme falsifiziert werden können. Was immer als Argument gegen Trump als Präsidenten ins Feld geführt werden könne oder wird, dient als Bestätigung der Vorannahme, dass das "Establishmen", die "Eliten", die "Mainstream-Presse" sich verschworen haben, um ihre Macht zu zementieren...


Die Vorstellung, dass wir ab nächstem Jahr auf der einen Seite Putin und auf der anderen Seite Trump als Entscheider sitzen haben, kann einem ja den kalten Schweiß auf die Stirn treiben (und dabei schwitze ich als Normalbürger, nicht als Psychiater - obwohl es aus der Perspektive ganz besonders Grund zu Schweißausbrüchen gäbe).