Triathlon/Manager

In einem Artikel im Handelsblatt habe ich letzte Woche gelesen, dass im Moment unter Topmanagern das Marathonlaufen die Methode des Distinktionsgewinns sei: Wer etwas gelten will, muss rennen.


Das führt dann dazu, dass diese Herren (es war nur von Männern die Rede) bereits früh um vier aufstehen und ihre Kilometer schruppen. Aber, um Ansehen zu gewinnen, muss man weniger als drei Stunden für die 42,... km brauchen. Und diejenigen, die ganz oben sein wollen, die absolvieren den Triathlon. Die sind dann nach dem Laufen früh um sechs im Schwimmbad zu finden und fahren anschließend noch zig Kilometer mit dem Fahrrad, bevor sie sich an den Schreibtisch setzen.


Als Beispiel wurde ein Top-Mann der Boston Consulting Group (BCG) genannt, dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe (wahrscheinlich, weil dieser Mensch mir vollkommen ohne jede Bedeutung jenseits seiner Funktion als schlechtes Beispiel erscheint). Er hat vier Kinder, fliegt 400.000 Meilen jedes Jahr aus dienstlichen Gründen und trainiert den Triathlon. Außerdem nimmt er, wenn ich mir das richtig gemerkt habe, an einem 200 km-Lauf durch das Dead Valley teil (usw.).


Ich finde, um das ganz unmißverständlich zu sagen: Solchen Leuten sollte man auf keinen Fall irgendeine Führungsfunktion anvertrauen. Sie scheinen mir ein Welt- und Menschenbild zu besitzen, dass nicht nur einem wirren Heldenmythos verhaftet ist, sondern sie haben auch kein Gespür dafür, dass es mehr als individueller Leistung bedarf, um soziale Systeme (mit-)zugestalten (mal ganz abgesehen von ihrer Prioritätensetzung). Wenn sie wenigstens Fußball oder Basketball spielen würden, wenn sie sich schon unbedingt körperlich quälen müssen; dann ginge es wenigstens um die Koordination von Akteuren und Aktionen, d.h. um Kommunikation. Aber allein in der Wüste ist kein Modell, das für das Managen nützlich ist. Ganz im Gegenteil. Außerdem ist solch eine Art von Selbstquälerei sicher nicht hilfreich, wenn es um das Verständnis für die Bedürfnisse anderer Menschen geht.


Ich persönlich finde den im Artikel zitierten Triathlon, der früher von Managern bevorzugt wurde, erheblich sympathischer und beispielhafter: 9 Löcher Golf, 2 Gin-Tonic, 5 Marlboro.