Tree of LIfe - So ein Schmarrn

Ein militärisch strenger Vater, der seine drei Söhne zu harten Männern machen will ("Liebst Du mich?" - " Ja! Sir!") und eine Mutter, die bedingungslos liebend und unterwürfig säuselnd barfuß durch die Wiesenblumen schwebt. Zwei - auf ihre unverwechselbare Art beschissene Eltern aus Middle Amerika, der Vorstadt-Idylle der 50er Jahre - ein vielversprechender Film, soweit es die im Fernsehen zu Hauf gezeigten Trailer vermuten ließen.


Und die Kritiken: überschwenglich. Das hätte mich mißtrauisch machen sollen.


Trotzdem ich war fest entschlossen diesen Film großartig zu finden. Zumal zwei Schauspieler mitspielten, die ich schätze und die üblicherweise sorgsam ihre Rollen aussuchen. Brad Pitt und Sean Penn.


Und es begann auch interessant: die Nachricht vom Tode eines der Söhne.


Doch dann ging es los: Mit der Geschichte der Welt, vom Urknall bis zur Entstehung der US-Army. Zwanzig Minuten waberte es auf der Leinwand: Lava, Wasserfälle, Quallen, Sonnenaktivitäten, Mars, Saturn, der Orionnebel, viel Wasser mit allen möglichen Formen von Getier, Spirochäten, Sonnenblumenfelder, Saurierkinder, Haie, Quallen. Dazu Choräle. Und pseudoreligiöse sülzige Texte.


Wenn dieser Film statt 2 Stunden und 18 Minuten auf 45 Minuten (die Story der Familie) zusammengeschnitten würde, dann würde wahrscheinlich noch eine knappe halbe Stunde fehlen, um die Geschichte zu Ende zu erzählen (aber die fehlte so auch).


Was blieb war ein Film zum mitbeten, in weiten Teilen öder als der Sonntagsgottesdienst meiner Kindheit (da wurde wenigstens richtig aus der Bibel vorgelesen).


Ein schönes Beispiel dafür, dass das Ganze etwas Anderes ist als die Summe seiner Teile. Gute Schauspieler, eine im Prinzp gute Story, ein sehr guter Kameramann, zauberhafte Bilder von Spirochäten und Sonnenblumenfeldern, wunderschöne Choräle - und alles zusammen ein Scheißfilm. Kitsch.


Zum ersten Mal in zehn Jahren habe ich es in einem Berliner Kino erlebt, dass am Ende gebuht wurde (und das war nicht ich, der da sein Mißfallen geäußert hat).