Trauma

Ich stehe ja den vielen neu erfundenen Diagnosen wie PTSD sehr kritisch gegenüber. Dieses kritische Einstellung gilt vor allem den zugrunde liegenden Vorstellungen vom Funktionieren des Menschen.


Nehmen wir die Idee des psychischen Traumas. Sie scheint mir entweder von irgendwelchen mechanischen Vorstellungen von Unfallschäden oder aber von biologischen Modellen der Verletzung abgeleitet. In beiden Fällen bekommt der Therapeut die Rolle des Mechanikers oder Chirurgen, der (von außen kommend) eine Notfallversorgung vornehmen muss.


Beides scheint mir nicht angemessen. Denn die menschliche Psyche verfügt über eine ungeheure Anpassungsfähigkeit. Und sie erfolgt immer strukturdeterminiert, d.h. aufgrund der eigenen, inneren Ressourcen und Prozessmuster. Gegeben sind sie vor allem, wenn Menschen in ein tragfähiges Beziehungsnetz eingebunden sind. Das hat sich auch bei den Erdbebenopfern in Wuhan gezeigt. Und die von außen kommenden "Traumatherapeuten" haben eher Schaden angerichtet.


Alles, was nicht wiederholt wird, wird in der Regel psychisch ganz gut weggesteckt. Dass das nicht immer der Fall ist, sei zugestanden. Auf jeden Fall scheint mir die Idee, durch Wiederholung des vermeintlich traumatischen Erlebens für seine Verarbeitung zu sorgen, ziemlich idiotisch.