Touristen

Venedig wimmelt im Moment vor jungen Leuten. Schulklassen. Englische, französische, deutsche, italienische Schulklassen. Alle etwa in der 11. oder 12. Klasse, d.h. noch mehr als ein Jahr vor dem Schulabschluß, 16 oder 17 Jahre alt. Dadurch wird das Durchschnittsalter der sich in der Stadt aufhaltenden Menschen radikal gesenkt - um zwanzig bis dreißig Jahre. Nur wenig wird dieser Effekt durch die zwangsläufig in ihrer Begleitung anzutreffenden Lehrer beeinträchtigt. Überall Studienräte, die vor Kirchen dozieren, während die zu ihnen gehörenden Schüler Interesse heucheln.


Überhaupt sind die Venedig-Touristen aus meiner Sicht eher sympathisch. Man trifft keine besoffenen Kegelklubs, die grölend durch den Dogenpalast wanken. Man mag ja Bildungsbürger für etwas antiquiert halten, aber irgendwie scheinen sie mir doch ziemlich zivilisiert. Allein die Masse stört. Jetzt, kurz vor Ostern, nimmt die Zahl deutlich zu, ist aber wahrscheinlich immer noch weit geringer als im Sommer, wenn die Bewohner Lido die Jesolos zum Tagesausflug in die Stadt einfallen.


Die Fotoapparat-Dichte ist riesig. Mein Eindruck ist, dass unter Venedig-Reisenden die Marke Nikon sich besonderer Beliebtheit erfreut. Wahrscheinlich gibt es ein heimliches Übereinkommen der Internationale der Bildungsbürger - ob nun aus Japan oder Deutschland - mit Nikon zu fotografieren. Ob die Firma das weiss? Am Ballermann knipst man wahrscheinlich mit ganz anderen Apparaten.


Als ich in der 11. Klasse war, sind wir nach Clausthal-Zellerfeld gefahren (von Hannover). Der Harz im Regen ist ja auch sehr schön...