Tochter, systemisch

Heute wird´s persönlich. Auch ich habe ein Familiensystem...

Kürzlich erhielt ich von meiner achtjährigen Tochter folgenden Brief, den ich hier unzensiert wiedergebe.

Lieber Papa mir geht es gut ich hoffe dir auch du wolltest das ich dir einen oder mehr Briefe schreibe am Donnerstag hat die Mama mich gleich geschimpft nur weil ein Glas umgefallen ist und nicht mal kaput geganen ist. ich glaube du würdest mich nicht schimpfen oder halt nicht so dolle ok wie sehen uns bald ich habe dich mehr lieb als die mama. ich hab dich ganz lieb. viele Grüße Deine Clara

Natürlich kann ich diesen Brief nur mit Tränen in den Augen lesen. Und er ist ein dringender Aufruf etwas zu tun. Denn das fühlt sich sehr zerrissen an, wenn sie ihr Liebhaben so bewerten muss. Kürzlich war sie nun bei mir - wir leben getrennt, die Scheidung liegt schon ein paar Jahre zurück - , und weinte herzzerreißend über diese Situation. Ich sage ihr dann, sie ist an all dem ganz und gar unschuldig. Und ich bin so froh, wenn sie ihr Herz ausschüttet. Und ich sage ihr, dass die Mama sie ganz ganz lieb hat, genau wie ich. Dann habe ich noch etwas neues versucht (was mir schwer fiel): dass das, was ich an ihrer Mama geliebt habe und weiter schätze, auch in ihr sehe, und hab ich einiges erzählt, und mich das sehr freut. Sie wurde ruhiger.

Und doch... was können hier Worte... es ist der Aufruf, noch mit ihrer Mutter klarer zu werden. Hier eine Verbindung schaffen, die sich auch für meine Tochter sicher und vertrauensvoll anfühlt.

Liebe Clara, Du liest nicht dieses Blog. Doch ich möchte Dir sagen, diese Scheidung ist wohl das schlimmste, was ich in meinem Leben angerichtet habe. Und Du kannst nichts dafür. Ich bin für Dich da. Ich hab Dich ganz lieb!