Theresa May

Gestern habe ich mir auf BBC die Rede von Theresa May auf dem Parteikonvent der Konservativen Partei Groß-Britanniens angehört.


Sie wirkte ein wenig wie die Wiedergängerin Margaret Thatchers: die Intonation, die Körpersprache, die demonstrierte Selbstgewißheit, und auch die Inhalte klangen ähnlich.


Die Kernbotschaften waren: Wir werden den Brexit zu einem Erfolg machen, wir werden die Kontrolle über die Einwanderung niemand anderem überlassen, wir werden uns nicht mehr dem europäischen Gerichtshof unterwerfen, kurz: Wir werden wieder ein souveräner Staat. Das Land hat entschieden...


Die Betonung der Souveränität schien ihr wichtig, denn sie wiederholte das oft. Und, was ihr offenbar auch wichtig war: Die Regierung wird über alles entscheiden, nicht das Parlament, und schon gar nicht die Regierungen oder Parlamente von Schottland, Wales und Nord-Irland.


Mir schien, sie suchte nach einer innerhalb der Partei konsensfähigen Formel, und die lautete - mehr oder weniger - Groß-Britannien ist eine Weltmacht und braucht Europa nicht. Die Welt spricht unsere Sprache, wir sind die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, die Anderen brauchen uns mehr als wir die ...


Das alles hatte (für mich) nicht nur den Aspekt des Pfeiffens im Wald, sondern etwas Atavistisches, die Hoffnung, die Geschichte und den Bedeutungsverlust Groß-Britanniens rückgängig machen zu können.


Das Publikum hat begeistert geklatscht, wie man das bei solchen Anlässen macht. Dass die Partei gespalten ist wie das Land, wurde nicht gezeigt.


Dass hier nur die eine Seite der Ambivalenz zu Wort kam, dürfte schon bald zu Gegenreaktionen führen. Denn es waren ja weniger als die Hälfte der britischen Wahlberechtigten, die für den Brexit stimmte (wie jetzt im ungarischen Referendum), und die Schotten sind keineswegs für den Weg, den Frau May nun forsch beschreiten will. Noch während sie sprach, tweetete die schottische Ministerpräsidentin, dass sie mit May nicht einer Meinung ist. Und kurz danach kam - ebenfalls in BBC - ein Bericht über die Sorgen der nord-irischen Arbeitnehmer, die in Irland arbeiten und täglich über die zur Zeit nur fiktive Grenze zur Arbeit gehen...


Make Britain great again (Schaun wir mal...).