Therapie als Sühneleistung

Über Anthony Weiner, den US-Kongreßabgeordneten, der irgendwelchen Damen, die er nie persönlich getroffen hatte, Bilder seines nackten Oberkörpers und seiner Unterhose geschickt hat (und dies dummerweise auch noch an 50.000 seiner Anhänger) habe ich hier schon geschrieben.


Was er getan hat, ist kein Straftatbestand, wenn auch ziemlich blöd. Deshalb sind die Rufe, er solle sein Amt zur Verfügung stellen, laut, und das nicht nur bei den politischen Gegnern.


Nun begibt sich Weiner in Therapie.


Es ist in Amerika sehr populär, wenn man sich bescheuert verhalten hat, ein Hospital aufzusuchen.


Ehrlich gesagt habe ich auch keinen Zweifel, dass Herr Weiner gewisse psychische Probleme hat. Aber mir scheint, der Gang in die Therapie ist so etwas wie eine öffentliche Sühneleistung. Man bekennt sich schuldig, aber eben doch nicht so schuldig, dass man dafür eine Strafe wie etwa den Amtsverzicht zu akzeptieren bereit ist. Therapie suggeriert, dass man unter dem, was man getan hat, leidet und die Schuldfähigkeit ein wenig eingeschränkt war.


Was das Leiden angeht, so stimmt das wahrscheinlich ja... Aber diese Art des Leidens ist wohl eher mit der Reue nach der Tat vergleichbar, und bei der hilft Therapie nicht wirklich.


Mel Gibson hat sich ebenfalls in Therapie begeben, nachdem er sich rassistisch geäußert hatte. Therapie gegen Rassismus, gegen Unterhosenverschicken? ICD/ DSM Nr. ?


All dies sind doch wohl eher Demutsgesten, die dazu dienen sollen, später als reuiger Sünder wieder in die Gemeinde der wohlanständigen Bürger, die all so etwas immer nur heimlich tun würden, aufgenommen zu werden.


Wenn Karl-Theodor zu Guttenberg in den USA seine Doktorarbeit gefälscht hätte, dann wäre er sein ein paar Wochen wahrscheinlich in stationärer Therapie - und seine Rückkehr in die Politik wäre gewährleistet, weil Rückfall bei dieser Art von Verfehlung ja eher selten ist.