Systemstruktur und Semantik

Zum zweiten Mal erhalte ich Gelegenheit, im Carl Auer-Blog zu schreiben – eine Aufgabe, die wie beim letzten Mal im April 2006 zu einem Balanceakt zwischen dem Wünschbaren und dem (zeitlich) Machbaren werden wird.


Ich möchte meine Beiträge in dieser Woche unter *ein* Thema stellen und habe dafür eine systemtheoretische Unterscheidung gewählt, die für mich sehr hilfreich ist: die Unterscheidung von Systemstruktur und Semantik. Die Unterscheidung geht auf Luhmanns mehrbändige Aufsatzsammlung ‚Gesellschaftsstruktur und Semantik’ zurück und drückt aus, dass zwischen dem, was in einem System passiert und der Selbstbeschreibung dessen, was passiert oder passieren soll, oft eine beträchtliche Lücke klafft – man denke dabei nur an Leitbilder oder andere Selbstdarstellungen von Organisationen.


Ich werde mich zuerst an einem aktuellen Thema versuchen und mich mit den 'Schockfotos' (Bild) resp. dem Schock auseinandersetzen, den diese Fotos von Soldaten, die sich mit Gebeinen von toten Menschen fotografieren lassen, ausgelöst haben. Danach werde ich mich an zwei Themen halten, die - leider - seit Jahren aktuell sind und die Differenz von Systemstruktur und Semantik überdeutlich zum Ausdruck bringen: das Dopingverbot im Sport und die - ausführlicher - die Drogenprohibition.


An diesen beiden Beispielen soll angesichts der konstatierten Differenzen zwischen Systemstruktur und Semantik versucht werden, nach möglichen Aequivalenten zur ‚offiziellen’ (semantisch progagierten) Funktion von Doping- und Drogenverboten Ausschau zu halten. Damit soll eine Antwort auf die Frage gesucht werden, wieso Problemlösungen beibehalten werden, die grössere Probleme schaffen als die Probleme, die zu lösen sie vorgeben.


Ich hoffe, liebe LeserInnen, Sie finden zwischendurch Zeit für einen Blick in meine Beiträge und freue mich auf Rückmeldungen.


Herzlich


Martin Hafen