Systemische Dummheit 3. Teil

Es gibt nichts verführerischer als Recht zu haben. Und was Recht ist bestimmt die Mehrheit, die verschiedene Namen trägt. Sie ist bekannt als "Gesundes Volksempfinden", als "Mehrheit" in der Demokratie, aber auch als "Scientific Community". So erzählte Harry Goolishian( in einem Video), daß er, als er statt nur mit dem Patienten zu sprechen, auch mit seiner Frau sprach und so für sich den Anfang systmischer Sicht der Beziehung machte, bei seinen Kollegen verpönt war. Er war von der damals gültigen psychoanalytischen Regel, nie mit den Anghörigen sprechen, abgewichen.“. (Kriz(1997) beschreibt in diesem Zusammenhang die Angst des Nobelpreisträgers Wolfgang Pauli, seine Erkenntnisse zu einer Naturbeschreibung, in der Tiefenpsychologie und moderne Physik verbunden werden, zu veröffentlichen, obwohl es ihn dazu drängte, weil er fürchtete, seine Reputation zu verlieren. Darunter habe er sehr gelitten, wie aus Dokumenten hervorgehe (S 80ff)


Es ist ja wunderbar Recht zu haben und eine Mehrheit hinter sich zu fühlen. Nur nicht allein mit seiner Meinung dastehen. Dabei ist es weniger wichtig, ob diese Meinung auch Gültigkeit hat oder haben könnte, oder auf einen brauchbaren Weg hinweist, wenn die Mehrheit dagegen ist. Die Stimmgewalt einer Masse, die etwas behauptet ist überzeugend, auch wenn sie unsinnig ist und die Folgen nicht bedacht werden. Die Kreuzigung von Jesus ist so ein Beispiel. Auch die, die von ihm geheilt worden waren, haben dann geschrieen:" Kreuzigt ihn", und dazu noch, als diese Forderung in Frage gestellt wurde: "Sein Blut komme über uns"– ein selbstmörderischer Schrei. Sie haben sich halt aufhetzen lassen, würde man heute sagen, so wie die Österreicher, als sie Hitler willkommen hießen. Nein, nicht nur aufhetzen lassen. Dazugehören ist alles, auch wenn man den Nächsten dazu erschlagen muß.


In den USA spielt sich ein eigenartiges Geschehen ab. Es geht um den Unterricht von der Entstehung der Welt. Da haben sich Mehrheiten gebildet: Fundamentalisten, die Anhänger des intelligenten Designs und die Evolutionisten. Und die versuchen ihre Meinung politisch durchzusetzen.

Als dann der österreichische Kardinal Schönborn von der Schöpfung sprach, hat er auch hier die Mehrheiten zu spüren bekommen. die erstaunliche Gehässigkeit der Leserzuschriften und auch die Angriffe einiger Wissenschaftler waren erstaunlich.


Was bei all dem so auffällig war und wohl noch weiter gehen wird ist, daß die Meinungen der anderen nicht gelten durfte. Man konnte und kann sie immer noch nicht stehen lassen.

P.Watzlawik hat eines seiner Bücher mit dem vielseitig deutbaren Titel genannt" Die Möglichkeit des Andersseins". Um die geht es – immer, aber darf es sie geben? Kann etwas sein, was nicht sein darf?

Kann man etwas zumindest offenlassen?


Was ist also geschehen . In den USA ging man, was den Unterricht zur Entstehung der Welt betrifft, vor Gericht. Der Richter sprach ein Urteil: Es darf nur Evolution unterrichtet werden. basta. Und das im Land, in das Menschen ausgewandert sind, um anders sein zu können.

Ein weiteres Beispiel systemischer Dummheit.