Syrien

Es ist ja wirklich ein Trauerspiel mit anzusehen, was in Syrien geschieht. Wenn man schon mal da war, in diesem wunderbaren Land mit den ältesten Städten der Erde (wenn ich recht informiert bin), in dieser alten Kulturnation, in der über Jahrhunderte die unterschiedlichsten Religionen ziemlich tolerant nebeneinander praktiziert wurden, mit den sympathischen Menschen, die man dort trifft, dann können einem die Tränen kommen. Eine Regierung führt Krieg gegen Teile der eigenen Bevölkerung.


Aber: Solllte man sich deshalb wirklich einmischen und militärisch eingreifen? Wie in Libyen?


Ich denke nicht, dass dies sinnvoll wäre. Denn damit würde das Töten ja kein Ende finden. Ganz im Gegenteil: Es würde wahrscheinlich in noch weit größerem Maße um sich greifen. Denn es geht ja nicht darum, ein paar Polizisten zu einer Kneipenschlägerei zu schicken, sondern um einen internen Machtkampf. Dabei sind die Frontlinien von außen nicht klar zu identifizieren und die Opposition ist zersplittert.


Wer sich von außen einmischt, dürfte es kaum schaffen, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Konsequenz wäre ein dauerhaftes Besatzungsregime (was - wie im Irak - ebenfalls nicht unbedingt für Ruhe sorgen würde).


Es wäre eine Form des Kolonialismus, auch wenn sie von der UNO gebilligt würde. Die Nebenwirkungen wären nicht zu kalkulieren (siehe die Reaktion der Tuareg auf den Sturz Gaddafis in Libyen, d.h. die Destabilisierung Malis...).


Was bleibt? Dem Assad-Regime die äußere Anerkennung und Unterstützung entziehen und darauf setzen, dass keine Regierung dauerhaft gegen das eigene Volk regieren kann.


Ich galube, nebenbei bemerkt, dass der französische Modephilosoph Bernhard-Henry Lévy, der schon Sarkozy zum Eingreifen in Libyen gebracht hat, in seiner Weltsicht zu beschränkt und selbstgerecht ist.