Syrien

Vor zwei Wochen war ich in Syrien (Achse des Bösen) und bin dort für etliche Tage unter kundiger Führung durch die Gegend gefahren. Ich hatte zwar keinen Computer mit, um meine Eindrücke und Ideen der Welt mitteilen zu können, aber ein Notizbuch. Ich werde also, wenn mir nicht andere Themen wichtiger erscheinen, immer mal wieder dieses Notizbuch raus kramen und ein paar meiner syrischen Gedanken hier ausbreiten.


Das erste Bemerkenswerte ist: Ich habe nicht wirklich gemerkt, dass ich mich in einem Land befinde, die von G.W. Bush zum Inbild des Bösen erklärt worden sind. Syrien ist zwar eines der wenigen Länder, in denen ich kein McDonalds gefunden habe (ich habe auch nicht gesucht, aber ich weiss: Es gibt keins), was natürlich verdächtig ist. Aber in Mali gibt es, so viel ich weiß, auch kein McDonalds. Vielleicht sollte man eine Liste McDonalds freier Staaten herausgeben.


Ansonsten schienen mir die Leute ziemlich entspannt, die latente und immer mitlaufende Paranoia, die man sonst in Diktaturen spürt, war hier nicht wahrzunehmen (obwohl Syrien natürlich - meine Wahrnehmung hin oder her - eine Diktatur ist). Überall das Bild des Staatspräsidenten, eines früheren Augenarztes aus London, der wenig heldenhaft, sondern eher etwas peinlich berührt von der eigenen Rolle, auf den Bildern wirkt.


Aber das Prinzip der Dynastiebildung ist dort noch ungebrochen: Assads Vater hatte die Macht mit Gewalt erstritten, sein älterer Bruder, der als Nachfolger auserkoren war, hat sich tot gefahren, also musste der arme Augenarzt ran.


Vielleicht ist das ja kein schlechtes Prinzip für die Auswahl von Diktatoren: Sie sollten was gescheites gelernt haben, damit sie von was leben können, wenn es mit dem Diktatieren mal nicht mehr klappt.