Supernanny - warum die Sendung so erfolgreich ist

29.1.2006


In der Jugendhilfe werden MitarbeiterInnen immer wieder oder sogar häufiger mit dem Wunsch von Eltern konfrontiert, dass man eine solche Art von Hilfe möchte, wie sie die "Supernanny" im Fernsehen leistet. Implizit u.a. erwartend, dass da mal ein Experte die Kinder zurecht rückt.


Ich bin der Grundidee dieser Sendung nicht grundsätzlich gegenüber ablehnend eingestellt und habe eine ähnliche Position wie Helm Stierlin in einem Interview mit dem Tagesspiegel (gemeinsam mit der "Supernnanny, Katharina Saalfrank). Ich finde es jedoch ethisch schwer vertretbar, Kinder in ihrem Verhalten einem Millionenpublikum auszusetzen - und sie dann in Schule, Freundes- und Verwandtenkreis damit umgehen müssen.


Aber ich möchte hier in diesem Rahmen nicht im besonderen auf diese Aspekte eingehen, sondern einige Überlegungen, die ich gemeinsam mit anderen systemisch orientierten KollegInnen zusammen getragen habe, darlegen.


Denn die Vorgehensweise von "Supernanny" entspricht ja nicht unseren Vorstellungen eines systemisch orientierten Menschenbildes sowie unserer Prämisse, dass Menschen in ihren inneren Prozessen und Zuständen nicht instruierbar sind (Maturana).


Hier einige Idee, warum die "Instruktionen" der "Supernanny" dennoch funktionieren:


1. Es ist ein Konzept. Dieses Konzept ist in weiten Teilen in sich schlüssig, für Zuschauer und Beteiligte einsichtig und leicht aufzugreifen - Eltern sollen sich durchsetzen.

2. Die Familien bzw. die Eltern sind hoch motiviert, alle Welt schaut zu, keiner kann sich "erlauben zu scheitern".

3. Es erfolgt ein intensives Antrainieren von Verhaltens- und Kommunikati0nsmustern (und Verhaltenstherapie hat nachgewiesen, dass trainieren hilft).

4. Die Eltern (und Kinder) sind instruierbar, weil sie nicht mehr weiter wissen, alles ist besser als dass es so weiter geht.

5. Es besteht ein enormer Druck, innerhalb von wenigen Tagen muss es laufen. Es muss jetzt einfach endlich kappen, denn sonst sind die Eltern "blamiert".

6. Die Eltern übernehmen die Verantwortung für den Erziehungsprozess. Sie werden auf die Wichtigkeit ihrer Rolle hingewiesen und greifen diese Idee auf.

7. Der "Supernanny" wird eine hohe Kompetenz und Wissen/Fachwissen zugewiesen. Sie weiß was gut ist für die Familie.


usw.

usw.


Dies sind nur einige Ideen zum Erfolg der Supernanny, vielleicht haben Sie noch weitere Ideen dazu?


Einen schönen Sonntag - wenn Sie Kinder haben, mit "friedfertigen" Kindern, die Ihnen die Zeit lassen, ins Internet zu schauen.


Ihre

Marie-Luise Conen